Und los gehts
Mitte Juni schaute
mein alter Freund Philipp auf einen Besuch in Kampala vorbei. Neben dem
Erkunden von Kampala und Umgebung sollte es eine vierwöchige Motorradtour
von über 4.000 km durch Uganda, Tansania, Burundi und Ruanda werden.
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| Bereit zum Angriff... |
Bereits Wochen zuvor hatte ich zwei 20 Jahre alte Hona XLR 250 organisiert, auf
Vordermann gebracht und einigermaßen reisetauglich gemacht. Die ansonsten noch
fehlenden Ersatzteile, Werkzeuge und Ausrüstungsgegenstände hatte Philipp
im Gepäck.
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| Nur noch volltanken und Abmarsch |
Mit einem Tag Verspätung ging es schließlich am Dienstag, den 17. Juni auf große Reise. Der
Grund für die Verspätung war, dass vier Wochen zum Umschreiben der
Fahrzeugpapiere nicht ausreichend waren. So mussten wir uns mit fremdem Namen und
fehlerhafter Fahrgestellnummer im Fahrzeugschein über die Grenzen wagen.
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| Der Toiletten-Abfluss dreht sich nun entgegengesetzt |
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| Zuckersüß - Die Fahrt durch Zuckerrohrplantagen |
Vollbepackt ging
es los von Kampala, vorbei am Equator,über Masaka an den Lake Nabugabo. Von
dort schlugen wir uns auf unbefestigen Wegen zur tansanischen Grenze durch.
Herzlich Willkommen in Tansanaia
Gleich am ersten
Grenzübergang verrichtete ein Ordnungshüter seinen Dienst besonders gewissenhaft
und bemerkt sehr schnell die Unstimmigkeiten bei der Fahrgestellnummer. Einiges hin und
her, das Einschalten eines Agenten und die Investition von umgerechnet 10 Euro
ließen die Ziffern auf dem Typenschild dann jedoch weniger falsch erscheinen.
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| Strandspaziergang |
Unsere erste
Station in Tansania, welche wir erst bei Nacht erreichten, war Bukoba. Am nächsten
Tag stand die Erkundung der Umgebung inklusive Bergsträßchen, Wasserfälle und
Strandspaziergang auf dem Plan, bevor es auf die Fähre nach Mwanza ging.
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| Wasserfälle nahe Bukoba |
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| MS Victoria |
Die Fähre fuhr über Nacht, sodass wir frühmorgens in Mwanza ankamen. Diese war bis
ans äußerste beladen mit Matooke, Früchten, Autos und unseren Motorrädern,
welche irgendwo an einem Geländer lehnten. Nebenbei bemerkt ist dies die
einzige planmäßig verkehrende Fähre auf dem kompletten, für Fähruntergänge bekannten,
Viktoriasee.
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| Der strahlend blaue Singidasee |
In den nächsten
Tagen ging es auf gutem Asphalt, dann auf Schotterstraßen, in
Richtung Moshi am Fuße des Kilimanjaros. Ab Singida in Richtung Norden bis
Karatu fuhren wir komplett fern ab ausgetretener Pfade, durch faszinierende
Gegenden. Der Weg führte uns über Schotterstraßen, versandete Wege, Massai Fußpfade durch
Steppen, ausgetrocknete Flussbetten und Bergzüge vorbei an Seen und abgelegenen
Dörfern.
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Philipp in voller Fahrt
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Auf dieser Etappe durften wir irgendwo im Nirgendwo das erste mal Bekanntschaft mit einem gebrochenen Gepäckträger machen. Das nächste Dorf mit
Strom und Schweißgerät lag mehr als hundert Kilometer entfernt. So mussten
Holzstöckchen, Gummibänder, Kabelbinder, Schraubenschlüssel, Montiereisen und
etwas Spucke als Reparaturlösung herhalten. Einige Massai, welchen die
gestrandeten Muzungus (Weißen) eine gelungene Abwechslung waren, assistierten hilfsbereit bei der Reparatur.
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| Fachkundiges Reparieren |
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| Kaputt |
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| Wie neu |
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| Hält |
Auf der letzten Etappe zu unserem Zwischenziel Moshi hatte
Philipp nicht weit von Karatu mangelnden Vortrieb zu verzeichnen. Die Ursache
war schnell ausgemacht, Ritzelsicherung verloren, Ritzel lose, Verzahnung halb
abgeraspelt, Kette aufgegangen. So hieß es noch morgens vor dem Frühstück
Werkzeug auspacken und improvisieren. Draht, Schrauben und Muttern kreativ
kombiniert konnten das Ritzel fixieren und brachten uns ohne weitere
Zwischenfälle bis Moshi.
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| Mit Draht, Schrauben und Spucke schnell gegessen |
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| Gebrochene Kette und loses Ritzel zum Frühstück |
In Moshi
angekommen blieben uns noch zwei Tage für letzte Erledigungen und Rucksack
packen für den Kilimanjaro.
Kilimanjaro wir kommen
Am Montagmorgen, den 24. Juni brachen wir schließlich
mit unserem Team, bestehend aus Führer, Assistent, 6 Trägern und besonders
wichtig: Koch, auf. Bei Nieselregen, das erste und letzte mal auf unserer Reise,
auf der Machame Route.
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| Bergauf gehts |
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| Unser kleines Team |
Den ersten Tag ging es auf guten Wegen vom Machame Gate
(1800m) durch den Regenwald zum Machame Camp (3000m). Aufgestiegen sind wir
zusammen mit unserem Führer und Assistenten, die restliche Crew geht
schwerbeladen vorweg und richtet bis zu unserer Ankunft schon mal das Lager für
die Nacht vor. Übernachtet wird im Zelt in organisierten, mit Toiletten
ausgestatteten Lagern. Was „die anspruchsvollen Touristen“ jedoch nicht
davon abhält, ihre eigenen Camping Toiletten den Berg hoch schleppen zu lassen.
Auf der ganzen Tour werden wir super mit Tee, Snacks und leckerem Essen
versorgt. Bereits auf dieser Höhe wurde es nachts recht kalt, wobei die
Temperaturen mit zunehmender Höhe immer weiter sanken.
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| Bergpanorama |
Die nächsten Tage
ging es weiter durch die Moorzone, Alpine Wüste vorbei an Lobelien, Riesen
Senezien, unwirklichen Felsformationen Stein- und Sandwüsten bis zur Gipfelzone. Wir durchwanderten traumhafte, oft außerirdisch anmutende Landschaften und
genossen wundervolle Aussichten. Selbst die rießigen Touristenströme können
dessem keinen Abbruch tun.
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| Das Shira Camp |
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| Wolkenverhangene Täler |
Die täglichen Fußmärsche mittlerer Schwere
erstreckten sich jeweils über durchschnittlich 5 Stunden. Ein langsamer Aufstieg
und eine Wasseraufnahme von mindestens 4 Liter pro Tag ist sehr wichtig, um der
Höhenkrankheit vorzubeugen.
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| Wer sitzt denn da? Philipp bist du`s? |
Am Abend des
vierten Tages erreichen wir das Barafu Camp auf 4600m, von wo der Gipfel
bestürmt werden soll. Auf Grund der Höhe bekomme ich erste Kopfschmerzen.
Trotz der eisigen Kälte lassen wir es uns nicht nehmen die höchste Fallgrube Afrikas, wahrscheinlich auch das stille Örtchen mit der besten Aussicht Afrikas auf Herz und
Nieren zu testen.
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| 4600m - die höchste Schüssel Afrikas |
Abends, pünktlich zu Sonnenuntergang öffnet sich sogar
noch der Wolkenvorhang und wir haben einen wundervollen Blick vom Dach Afrikas
auf das beleuchtete Umland.
Nach einem heißen
Tee geht es 2 Uhr nachts, von mehreren Lagen Kleidung geschützt und in dicke
Winterklamotten gehüllt, los in Richtung Gipfel. Über Geröllfelder erreichen wir
im Morgengrauen die ersten Ausläufer des Gipfelgletschers. Mit zunehmender Höhe
bekomme ich ein flaues Gefühl im Magen und immer wackligere Beine, Philipp
bleibt komplett unbeeindruckt von der Höhe. Über den Stella Point, vorbei am
Rebmann Gletscher, erreichen wir schließlich um 7.35 Uhr Ortszeit den Uhuru Peak, mit
5895 m der höchste Gipfel Afrikas.
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| Der Gipfel ist bezwungen |
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| Über den Wolken |
Um nicht auszukühlen verweilen wir nur 15 Minuten auf dem Gipfel, genießen den Moment und schießen einige Fotos.
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| Ein letzter Blick auf den Gipfel |
In schnellem Tempo geht es zurück zum Barafu Camp wobei uns die aufsteigende Sonne wohltuende
Wärme spendet. Erschöpft aber überglücklich zurück im Camp, wird uns noch ein
kleines Nickerchen gegönnt, bevor wir noch am gleichen Tag zum Mweka Camp auf
3000 m absteigen, unserem letzten Nachtlager am Berg.
Die letzte Etappe
am 6 Tag ist noch ein entspannter Fußmarsch zum Mweka Gate, wo wir noch
vormittags eintreffen. Dort werden wir bereits erwartet und zusammen mit dem Team
in einem Minibus zurück nach Moshi gebracht. Mit einem Trinkgeld bedanken wir
uns bei unserem tollen Team für die erfolgreiche Besteigung. Unser Führer
lädt uns anschließend zum Essen zu sich nach Hause ein, zeigt uns ein wenig die Stadt und verbringt den restlichen Tag mit uns.
Ohne Zweifel
können wir sagen, die Kilimanjaro Besteigung war eine einzigartige und tolle
Erfahrung.
Safari
Wir quartieren
noch drei weitere Nächte in Moshi, während Philipp eine Safari in den Tarangire
Nationalpark und den Ngorongoro Krater macht. Total begeistert von der Tierwelt
und der Landschaft kehrt er mit erstklassigen Fotos nach Moshi zurück.


Ich
nutze die Zeit, um die Motorräder auf Vordermann zu bringen. Es ist mal wieder
Gepäckträger und Heckrahmen schweißen angesagt, ebenso müssen Ersatzketten,
Ritzel, Spiegel, Schrauben und weiterer Kleinkram aufgetrieben werden. Ebenso
nutze ich die Gelegenheit für einen Ausritt in die Paare Berge, um diese auf
kleinsten Pfaden entlang der Grenze zu Kenia zu erkunden. Zwischendurch
muss ich mir mal Hilfestellung von Einheimischen geben lassen, welche mir helfen das Motorrad über Felsplatten zu hieven.
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| Tief in den Paare Bergen |
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| Blick auf den Jipesee, Kenia |
Quer durch Tansania
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| Einsame Landschaften |
Die nächsten Tage
fahren wir durch die abgelegene und einsame Massai Steppe. Wir bewegen uns 3
Tage lang auf Schotterwegen und versandeten Wellblechpisten, fernab jeder
Stadt.
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| Giraffen in freier Wildbahn |
Auf dieser Strecke wird uns das seltene Erlebnis zuteil, Giraffen
und Antilopen in freier Wildbahn, außerhalb eines Nationalparks, beobachten zu
dürfen.
Als Nachtlager wird genommen was sich gerade anbietet. So schlagen wir
unser Zelt am Rande einer Farm auf, wo mit einem Schweißgerät unsere müden
Gepäckträger und verwundeten Motorradrahmen verarztet werden können. Ebenso nächtigen wir im
Hinterhof einer Familie gemeinsam mit Ziegen und im abbruchreifen Bürogebäude des Dorfchefs.
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| Sonnenuntergang im Busch |
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| Unsere Gastgeber |
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| Campingplatz deluxe |
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| Büro des Dorfchefs |
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| Voll beladen durch den Busch |
Tankstellen sind abseits der Hauptrouten sehr rar gesät, weshalb wir immer
jeweils 10l extra Benzin in Wasserflaschen auf unseren Gepäckträgern bunkern.
Nichtsdestotrotz sind wir immer wieder gezwungen, am
Straßenrand in Plastikflaschen verkauftes Benzin, ab und an in fragwürdiger Qualität, zu tanken.
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| Links oder Rechts? |
Ab Tabora geht es entlang der Eisenbahnstrecke bis nach Kigoma am
Tanganyikasee.
Als wir mit einem platten Reifen irgendwo im Busch stranden, stellen wird einen Rekord unserer Reise auf. Bei der Reparatur
welche bis in die Nacht hinein andauert dürfen wir bis zu 70 Zuschauer zählen. Wie überall auf unserer Reise werden wir auch hier freundlich
aufgenommen und es wird uns beim nächstgelegenen Haus ein Abendmahl serviert
und ein Unterstand als Schlafplatz angeboten.
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| Reifenreparatur mit Zuschauern |
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| Gut`s Nächt`le |
Der Tanganyikasee
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| Traumstrände |
Kigoma ist die
größte Stadt der Region und am Ende der Eisenbahnlinie gelegen. In dieser
gemütlichen Stadt legen wir für 2 Tage Rast ein, erkunden die Umgebung und
bringen die Motorräder auf Vordermann. Der riesige Tanganyikasee hat hier
wunderschöne Strände und gleicht einem Meer.
Glücklicherweise lag gerade die MV
Liemba, welche vor 100 Jahren von den Deutschen hierher gebracht wurde und noch
heute ihre Touren nach Zambia absolviert, im Hafen und konnte besichtigt werden.
Nicht zum letzten mal werden unsere Hecks mit weiteren Schweißnähten
verziert, bei meinem Motorrad Streben zur Verstärkung eingezogen, die
Gepäckträger runderneuert, Schläuche aufgetrieben und mein schwächelnder
Vergaser überholt.
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| Auf ein Neues |
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| Hält für immer? NICHT |
Burundi
Entlang des
Tanganyikasee, wohl auf einer der schönsten Küstenstraßen Afrikas, nehmen wir
Kurs auf Bujumbura, der Hauptstadt Burundis. Nach mehr als zwei Wochen Tansania
tauchen wir in das frankophone Afrika ein. Bujumbura ist das Badeziel der
Region mit seinen Stränden, welche nahezu der Karibik gleichen.
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| Sogar noch besser als in Kigoma |
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| Typische Landschaft Burundis |
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| Abkühlung gefällig? |
Ruanda
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| Fototermin: Kongo-Nile Trail |
Nach einem kurzen
Aufenthalt in Burundi steht der Kongo-Nile Trail auf unserer
Wunschliste. Der Kongo-Nile Trail ist eine ausgeschilderte Route entlang des
kompletten Kivusees, auf ruandischer Seite.
Der Pfad führt uns durch
Reisfelder, Teeplantagen, unzählige Täler und über grüne Hügel. Eine tolle Route
um Landschaft, Dörfer und ländliche Bevölkerung Ruandas
kennenzulernen.
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| Der Kivusee im Abendlicht |
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| Eine der tausend Buchten |
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| Tiefgrüne Reisfelder |
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| Endlose Teeplantagen |
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| Deutsche Vergangenheit |
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| Geschichtsstunde |
Gleich zu Anfang des Trails, als wir auf der Suche nach unserem
ersten Nachtlager ahnungslos an ein Gartentor klopfen, wartet eine besondere Überraschung auf uns. Es ist das Anwesen, eines dort lebenden Deutschen. Bereits der Name Bergfrieden deutet auf die Deutsche
Kolonialgeschichte des Anwesens hin.
Der deutsche Hausherr lebt seit 50 Jahren in Afrika und
hat auch den Völkermord in Ruanda miterlebt. Wir sind fasziniert
von dem unerschöpflichen Wissen und den tiefen Einblicken in Gesellschaft,
Politik, Land und Leute die er uns geben kann.
Gefesselt lauschten wir den
Geschichten und Erzählungen unzählige Stunden bis tief in die Nacht und werden eingeladen im Wohnzimmer zu übernachten.
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| Gesegneter Schlummerschlaf garantiert |
Innerhalb von zwei Tagen erreichten
wir über Kibuye und mit einem Zwischenstopp in einem Kloster, den Badeort Gisenyi, die
Nachbarstadt des kriegs- und krisengeplagten Goma.
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| Bucht vor Kigoma |
Ostafrika die Letzte - Uganda
Über eine
wundervolle, hervorragend asphaltierte Bergstrecke vorbei an den Virunga
Vulkanen geht es zurück nach Uganda.
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| Queen Elizabeth Nationalpark - Finde den Philipp |
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Die letzten drei Tage unserer Reise führen uns durch den Regenwald des Bwindi Impenetrable Nationalparks und den Queen
Elizabeth Nationalpark bevor es über Kassese und Fort Portal zurück nach Kampala
geht.
Nach Rahmenbruch Nummer Drei, allein an Philipps Motorrad im Queen
Elizabeth Nationalpark sind wir des Kampfes müde. Notdürftig schleppen wir uns
mit dem von Gummispannern gehaltenem Heck bis Kassese und verfrachteten das
Gepäck in einen Bus nach Kampala.
Nach über 5
Wochen Ostafrika ging es für Philipp wieder zurück nach Deutschland und
auch ich konnte dem Alltag nicht länger entfliehen. Auf unserer Reise habe ich mit Philipp eine tolle Zeit genossen, einzigartige Erfahrungen gemacht
und Geschichten erlebt, welche wir in 20 Jahren noch erzählen werden.
Es war
großartig.