Sonntag, 23. Dezember 2012

Weihnachten steht vor der Tür


Erst vor einigen Wochen bin ich nach Uganda aufgebrochen und nun steht schon Weihnachten vor der Tür.
Hier in Uganda ohne Familie und bei über 20°C kommt jedoch nicht die typische Weihnachtsstimmung auf. Es kommt einem absurd vor, dass bei Hochsommerwetter und strahlendem Sonnenschein Weihnachtslieder im Radio laufen und Plastik-Christbäume auf der Straße verkauft werden.
Nichtsdestotrotz sind wir auch einigen Ritualen gefolgt um in Stimmung zu kommen. So haben wir Weihnachtsbrödle gebacken, eine kleine Weihnachtsfeier gehabt und Feuerzangenbowle getrunken.
Zusammen mit meiner Schwester und einem Freund aus Deutschland, sowie weiteren Freiwilligen werde ich Weihnachten auf Ssese Island, einer Inselgruppe im Viktoria See, feiern.

Ich wünsche euch allen wunderschöne Weihnachten und lasst euch reich beschenken.
 Ebenso möchte ich vorgreifen und euch ein feuchtfröhliches Sylvester und einen guten Start in das Jahr 2013 wünschen.

Alles Liebe aus Kampala wünscht euch Fabian

Bescherung


Stolze Huhnbesitzer
Der letzte Tag im CREEC Office und gleichzeitig der Start in die Weihnachtsferien sollte Mittwoch der 19.12 sein.
Bereits einige Tage zuvor wurde eine Weihnachtsüberraschung angekündigt. Sogleich gab es bei CREEC mehrere Ideen was die Überraschung sein könnte, welche von mir jedoch alle als Gerüchte abgetan wurden.
Punkt 15 Uhr versammelte sich das ganze CREEC Team um einigen Worten unserer Chefin und der einzelnen Bereichsleiter zu lauschen. Neben einem Jahresrückblick und Lob für das Erreichte, gab es auch einen Ausblick in das neue Jahr.
Endlich kommt der Tagesordnungspunkt auf den alle warten, die Überraschung wird angesprochen. Wir werden in den Master Classroom der Uni geführt, wo rund zwanzig vollgepackte Taschen warten. Für jeden Mitarbeiter wurde ein Weihnachtspacket, bestehend aus einem MWOTO stove, einer Solar Lampe, einer Packung Reis, Zucker und Fleischbrühe, zusammengestellt.

Feuerholz für den MWOTO
Das war jedoch noch lange nicht alles, die andere Hälfte des Geschenks musste außerhalb, von einem weißen Lieferwagen in Empfang genommen werden. Das von mir verneinte Gerücht sollte sich bestätigen. Der Lieferwagen war vollgepackt mit Hühnern und Eiern. Zusätzlich zu der Tasche erhielt jeder einen Karton mit dreißig Eier und ein Huhn.
Das unweigerlich in einen Hühnerstall gewandelte Büro war gefüllt von aufgeregter Weihnachtsstimmung. Die Hühner wurden unter dem Schreibtisch oder in Tragetaschen verstaut, Hühnerkacke weggeputzt, Holz für den MWOTO stove gesägt und „Zukunftspläne“ für das Huhn geschmiedet.

Entgegen anderen die schon ihre kleine Hühnerfarm vor Augen hatten, ließ ich mich von anderen Verlockungen leiten. Es bleibt jedoch zu sagen, dass der Erfolg meiner Hühnerfarm fraglich gewesen wäre, da mein Huhn ein Hahn war. 
Der Geschenketisch

Nach kurzem Überlegen wurden alle Freunde und Bekannte für den Abend 
zusammengetrommelt. Anschließend ging es mit dem Huhn in der Tasche und der Eierpalette auf der Hand einmal quer über den Campus nach Wandegeya, meiner Matatu stage. Kurzerhand war jemand gefunden der das Huhn in serviergerechte Form bringt.
Zuhause angekommen wurde sofort der Gaskocher gestartet und das große Schnibbeln für das vorgezogene Festmahl konnte beginnen. Um nur einen kleinen Einblick zu geben und eventuell etwas Neid zu wecken einen kleinen Auszug aus der Speisekarte. Der Speiseplan beinhaltete gekochtes Hühnchen zubereitet mit diversem Gemüse in Erdnusssoße, Rotkraut, einen Mix aus Kartoffeln und Reis sowie gebackene Auberginen. Nicht zu vergessen der edle Wein.


Mein Huhn





 Es war ein sehr schönes Geschenk, welches viel Spaß gebracht hat. Über diese Anerkennung von CREEC habe ich mich sehr gefreut.
Ich denke dieses, sehr herzlich zusammengestellt Geschenk hat mehr Freude verbreitet als so manche Weihnachtsprämie in Deutschland.

Freitag, 7. Dezember 2012

Podium „Legalizing Homosexuality: Are Our Values at Stake“

Auf dem Weg zur Arbeit, bei meinem morgendlichen Gang über den Makerere Campus, wurde ich am Freitag den 23.11.2012 auf ein Flugblatt aufmerksam. Dieses war auf dem Bürgersteig platziert und lud zu einer Veranstaltung mit dem Titel „Legalizing Homosexuality: Are Our Values at Stake“ ein. Da der Umgang mit Homosexualität in Uganda ein sehr schwieriges Thema ist und politisch äußerst kontrovers diskutiert wird, war meine Teilnahme schnell beschlossene Sache.

Über den Gesetzesentwurf der sogenannten „Anti-Homosexuality Bill“ als Hintergrundinformation habe ich bereits berichtet.

Ein weiterer Muzungu und ich sind die ersten, welche zum angekündigten Beginn um 13.30 Uhr zu den, sich in den Vorbereitungen befindlichen, Organisatoren stoßen.  Um die Zeit bis zum Eintreffen der Redner zu füllen folgt auf das obligatorische Gebet eine Vorstellungsrunde. Diese Chance wird zugleich von einigen Studenten genutzt ihre Meinung kundzutun und sich klar zu positionieren durch Statements wie „No Homosexuality in Uganda“. Als der letzte Redner gegen 15.00 Uhr eintrifft ist der Hörsaal nun auch gut gefüllt, vorwiegend mit Studenten der Geisteswissenschaften.

Als erster Redner richtet Comrade Olara vom Pan African Movement sein Wort an das Publikum. Sein Thema ist der Inhalt der „Anti-Gay Bill“. Den Gesetzestext trägt er bemüht sachlich, mit gezielten Kommentaren und Erläuterungen versehen vor. Es erstaunt in welch blumiger Sprache und wie detailliert der Gesetzesentwurf formuliert ist. Es wird bis ins Detail beschrieben welche zwischenmenschlichen Handlungen, mit genauer Erläuterung des Zusammenspiels von beteiligten Körperteilen und Körperöffnungen, unter dieses Gesetz fallen. Darüberhinaus findet die Bestrafung von homosexuellen Handlungen mit Minderjährigen und wehrlosen Menschen besondere Betonung. Zuletzt wird Schwulen noch ein zu hohes Maß an weiblichen Hormonen im Körper zugeschrieben.

Ndugu Kojo Ablode tritt als zweiter Redner auf. Sein Einstiegsthema sind die afrikanische Identität und Kultur. Durch Hervorheben der afrikanischen Identität, als bewusstseinsstärkende Maßnahme, wird gezielt eine persönliche Ebene zu den Studenten aufgebaut.
Vor allem Amerika, Europa und Großbritannien werden alles Möglichen denunziert, begonnen bei wirtschaftlicher Ausbeutung bis hin zu Kulturimperialismus.  In gleicher Weise wird die Verantwortlichkeit der meisten Probleme Afrikas diesen Nationen zugesprochen.Um den Bogen zu schließen folgt das Fazit „Africa has no problems“.
Nach diesem psychologisch höchst raffinierten Einstieg findet der äußerst begabte Redner Ablode nahezu den kompletten Hörsaal hinter sich versammelt. Es gelingt ihm die Studenten zu einer ekstatischen Interaktion zu bewegen. Auf seine gezielte Interaktion mit dem Publikum folgen Sprechchöre, welche seine Thesen mit voller Zustimmung bekräftigen.
Das Publikum bereits mitgerissen und volles Vertrauen genießend kommt Ablode erst sehr spät auf das Thema Homosexualität zu sprechen. Er benutzt eine sehr bildliche Sprache und zieht den Vergleich von Homosexualität zu einer an einem Mangobaum wachsenden Orange. Homosexualität sei ein Exportprodukt reicher westlicher Gesellschaften, auf der Suche nach aufregenden Erlebnissen und in der afrikanischen Gesellschaft selbst nicht existent. Es wird der Aufruf angeschlossen die Familie und das Umfeld vor dem Eindringen Homosexueller zu beschützen. Auch diesen Thesen folgt die breite Zustimmung des Publikums in Sprechchören.

Pastor Martin Sempa tritt als letzter Redner vor das Auditorium. Sempa nutzt die afrikanische Geschichte als Einstieg. Unter Aussparung von Homosexualität wird beschrieben in der afrikanischen Gesellschaft müsse man einfach wissen, dass es Dinge gebe die man tun kann und welche die man nicht tun kann, die zur Schande der Familie für Generationen führe. In der Geschichte aller ugandischer Königreiche, welche viel älter seien als Amerika, habe es nie Beziehungen zwischen Männern gegeben. Unter detaillierter Erläuterung von Analverkehr wird Homosexualität als ungewöhnlich, unnatürlich und entgegen der Natur beschrieben. Afrika dürfe seine Traditionen nicht über Bord werfen nur weil Obama Gelder, Stipendien und einige Visa bringe. Amerika trete als Sodomie importierender Imperialist auf. Schwule würden problemlos Stipendien und Visa für Amerika erhalten, jedermann müsse nur zur Botschaft gehen, von politischer Verfolgung erzählen und sich wie eine Frau verhalten.  In gleicher Weise verhalte es sich mit HIV welches durch Schwule von Amerika aus verbreitet worden sei. Für die Folgen müssten nun die Regierungen der betroffenen Länder für Medikamente und Kondome bezahlen. Darüberhinaus seien Kondome eine Hauptursache für die Verbreitung von HIV durch das Hervorrufen außerehelichen Geschlechtsverkehrs. Wie bereits Ablode gelingt es auch Sempa die Studenten mitzureißen, ihre volle Zustimmung zu erhalten und eine stark homosexuellen feindliche Stimmung im Hörsaal anzuheizen. Von Homosexualität sprechend benutzt Sempa vorwiegend den Begriff Sodomie, herkömmlich den Geschlechtsverkehr mit Tieren beschreibend. Um die „Abartigkeit“ von Homosexualität zu demonstrieren präsentiert er Bilder, welche zeigen sollen was Schwule in ihren Schlafzimmern so treiben, angeblich von ihm selbst recherchiert. Die dem Publikum vorgestellten Bilder scheinen einem Hardcore-Schwulenporno der 80-iger Jahre entnommen und erübrigen jede weitere Beschreibung. Zur weiteren „Aufklärung“ wird noch ein Anti-Schwulen-Propagandafilm gezeigt. Ein Ausschnitt daraus bezieht sich auf die berühmte Rede Hillary Clintons vor der UN Vollversammlung in Genf 2011. Auf den Teil der Rede mit der Forderung “gay rights are human rights and human rights are gay rights” füllt ein Raunen und Gelächter den gesamten Hörsaal. Durch Sempa mitgenommen und angeheizt scheint es für die versammelten Studenten so aberwitzig, dass Homosexuellen Menschenrechte zu teil werden sollen. Um seine Argumentationskette zu schließen bezieht sich Sempa noch auf die Bibel. In der Bibel stünde Böses müsse bekämpft werden und Homosexualität sei böse. Wenn die Infiltrierung  Schwuler nicht anders gestoppt werden könne müsse dies notfalls durch den Tod geschehen. Zum Abschluss schließt er die Warnung an, das Praktizieren von Homosexualität mache es nicht nur sehr wahrscheinlich an AIDS zu sterben sondern führe auch zum Verlust der Kultur.

Die Teilnahme an diesem Podium war, obwohl psychologisch und soziologisch äußerst interessant sehr erschreckend und beängstigend für mich. Ich habe nie zuvor erlebt wie ein begabter Redner so einfach eine Zuhörerschaft manipulieren, mitreißen und eine extreme Gruppendynamik anheizen kann.  Ich habe nun eine Vorstellung wie es charismatischen Diktatoren weltweit immer wieder gelingt Menschenmassen hinter sich zu versammeln und zu bedingungslosem Gehorsam zu bewegen.
Noch viel nachdenklicher stimmt mich, dass dieses Publikum vorwiegend aus gut gebildeten Studenten der Geisteswissenschaften bestand. Die zukünftige Intelligenz und Elite Ugandas.
Eine solche Veranstaltung, welche nichts mit Wissenschaft zu tun hat und ohne nur ein sachliches Argument auskommt, lediglich mit Gefühlen und Ängsten spielend wäre an einer europäischen Universität unvorstellbar.
Durch das Verhalten des Publikums als Ganzes wurde mir klar, dass die „Anti-Gay Bill“ nicht nur ein Vorstoß weniger extremer Politiker ist, sondern die Homophobie tief in der Gesellschaft verwurzelt ist und der Gesetzesentwurf breite Zustimmung in der Bevölkerung erfährt.

Ein Ethik Professor der schwedischen Linköpings universitet nahm auch an dem Podium teil. Im Anschluss an die Veranstaltung erzählte er mir mehr über die psychologischen Aspekte dieser Reden.
Er nannte sowohl Ablode als auch Sempa sehr gefährliche Persönlichkeiten, zog Vergleiche zu Hitler und bezeichnete die miterlebten Vorgänge als reinen Faschismus.
Darüberhinaus erläuterte er, dass es in der afrikanischen Kultur ursprünglich keine Homophobie gebe, es sei sogar die Homosexualität Königs Kabaka Mwanga von Buganda dokumentiert.
Die Feindlichkeit gegenüber Homosexuellen werde hauptsächlich von, aus Amerika stammenden, fundamental christlichen Kirchen ins Land getragen und propagiert.

Samstag, 1. Dezember 2012

Todesstrafe für Homosexuelle


In Uganda gibt es bereits seit 2009 Bemühungen die Todesstrafe für homosexuelle Handlungen einzuführen. Ebenso werden drastische Strafen für Personen aus dem Umfeld von homosexuellen gefordert.
Das Thema ist immer noch sehr aktuell, da der unter dem Namen „Anti-Homosexuality Bill“ bekannte Gesetzesentwurf momentan erneut diskutiert wird. Die Diskriminierung von Homosexuellen ist nicht nur politisch ein Thema, sondern auch in der Gesellschaft verwurzelt. Dabei wird die ohnehin vorhandene Homophobie von Politikern und Geistlichen gezielt instrumentalisiert und weiter geschürt.

Weitere Informationen finden sich unter:

Ich möchte euch alle dazu ermuntern folgende Petition zu unterzeichnen:
http://www.avaaz.org/en/uganda_stop_gay_death_law/?blWTtbb&v=19500


Dienstag, 27. November 2012

Anhaltende Kämpfe im Ostkongo

Bereits seit mehreren Wochen toben Kämpfe zwischen Rebellen- und Regierungsarmee im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Der Schauplatz der Kämpfe ist nahe des Dreiländerecks Uganda, Ruanda und Kongo, rund 600 km von Kampala entfernt.
Den Kämpfen liegen bereits Jahrzehnte anhaltende ethnische Spannungen zu Grunde. 
Die sich überwiegend aus Tutsi Kämpfern rekrutierende Rebellenarmee M23 hält inzwischen die Provinzhauptstadt Goma besetzt.

Ungeachtet dessen, dass die weltweit größte UN-Mission im Kongo stationiert ist, besteht keine Aussicht auf eine Lösung des Konflikts.

Aktuelle Informationen und Hintergründe zu dem Konflikt finden sich auf der Tagesschau Homepage.




Bewerbungsunterlagen auf dem Weg nach Delft

Nachtschicht

Dienstag früh 0:22 Uhr Zentralafrikanischer Zeit verlasse ich stolz geschwellter Brust das Büro. Nach zwei Wochen Nachtschicht, 1400 Wörtern Motivationsschreiben, einem Beglaubigungs- und Scan- Marathon für meine Eltern ist es getan. Die in elektronischer Form nach Deutschland überstellten Bewerbungsunterlagen wurden durch meine Eltern sogleich zu Papier gebracht, komplettiert, eingetütet und warten auf die Reise nach Holland. Bereits in wenigen Stunden soll es losgehen, denn viel Zeit zum Verweilen bleibt nicht. Die Unterlagen werden bereits Samstag den ersten Dezember zu einem wichtigen Meeting in Delft erwartet.

Nun bleibt darauf zu warten, dass in einigen Wochen die Nachricht ins Haus flattert im September des nächsten Jahres zum Start des „European Wind Energy Masters“ in der Fachrichtung „Rotor Design“ in Kopenhagen erwartet zu werden.