Mittwoch, 22. Mai 2013

Einmal Ruanda und zurück

Der erste Mai ist als Tag der Arbeit in Uganda ebenso ein Feiertag, folglich hieß es für uns mal wieder Rucksack packen. Zusammen mit den Mitfreiwilligen Miriam und Annika bin ich nach Ruanda aufgebrochen. In den Tagen in Ruanda haben wir sehr viele Eindrücke mitgenommen, teils sehr schöne, teils schwer zu verdauende.

Miri berichtet bereits über diesen Trip in ihrem Blog, werft doch mal einen Blick darauf

http://miri-in-kampala.blogspot.com/2013/05/das-land-der-tausend-hugel.html

Dienstag, 21. Mai 2013

Wildlife in Kampala

Sonntagnacht exakt um Mitternacht hebt sich in meinem Zimmer plötzlich, ohne jede Vorwarnung der Vorhang. Der erste Gedanke in meinem Kopf, da ist wohl jemand auf der Suche nach brauchbarem – um Wertsachen in Fensternähe zu platzieren bin ich jedoch schon zu lange in Uganda. Nach erleuchten des Zimmers zeigt sich eine Überraschung ganz anderer Art. Es sucht nur jemand nach einem gemütlichen Plätzchen. Meine schwarzgepunktete Freundin hat es sich bereits nahe der Zimmertür gemütlich gemacht und beginnt soeben ihr Baby zu säugen. Die Katze zeigt weder Scheu noch Scham und fühlt sich sogleich zu Hause. Der Versuch sie zu verscheuchen bleibt ebenfalls ohne Erfolg. So müssen Mutter und Kind einzeln ins Freie getragen werden.
Am nächsten morgen stattet uns dieselbe Dame gleich nochmal einen Besuch ab. Diesmal wählt sie die Schließklappe der Eingangstür von rund 15 cm Durchmesser als Eingang. Wir sehen sie gerade noch wie sie sich mit dem Hinterteil festhängend ins Innere zwängt.
Gastfreundschaft spricht sich wohl herum, denn bereits zwei Wochen zuvor hatte ich nächtlichen Besuch in meinem Zimmer von einem anderen Miezekätzchen. Ebenso hob sich der Vorhang eine Nacht später abermals.

In unserer Küche beherbergen wir schon seit längerem süße kleine Geckos. Diese halten sich mit Vorliebe in unserem Vorratsschrank auf, verstecken sich meistens, verspeisen Moskitos  und hinterlassen nur ein paar Exkremente.

Seit mehreren Tagen durften wir auch eine kleine niedliche Ratte unser eigen nennen. Heute hat sie jedoch den Kampf gegen die Falle verloren.



Mittwoch, 15. Mai 2013

Wassermarsch


Seit einer Woche nun ordnen wir fließend Wasser in der gleichen Kategorie ein wie Kühlschrank, Waschmaschine und Mikrowelle – nicht vorhanden. Die ersten zwei bis drei Tage meistert man in der Regel noch ohne Probleme. Man hat etwas Wasser bevorratet, dreckiges Geschirr lässt sich auch sehr gut stapeln und Duschen wird sowieso überbewertet. Trotz allen Überlebensreflexen war für uns Freitag die Zeit gekommen mit Kanistern auf Wanderschaft zu gehen. Ungefähr 500 m von unserem Haus entfernt besitzt ein Bauer einen Brunnen, an dem man gegen eine kleine Gebühr seine Kanister vollpumpen kann. Wenn nur das nach Hause tragen nicht wäre, ihr glaubt nicht wie lange Arme einem Wasserkanister machen können. Wenn dann noch Party oder Wäschewaschen angesagt ist, heißt es schwitzen. Unglaublich wie schnell man zum Sparfuchs wird und die Verwendung eines jeden Wassertropfens zweimal überdenkt.
Einen positiven Effekt hat das Wasser tragen, es fördert soziale Kontakte. Man schließt sich den Scharen von zum Brunnen pilgernden Kindern an, wird von allen Seiten mit „Muzungu“ gegrüßt, kann mit den Nachbarn small talk halten und ich habe schon zweimal ein Stück Jackfruit angeboten bekommen.
Es wird gemunkelt, dass nachts aus manchen Wasserhähnen das kühle Nass sprudeln soll. Es scheint als ob im maroden Wassernetz, eventuell durch einen Rohrbruch bedingt, nicht genügend Druck aufgebaut werden kann. Nachts, wenn die Zahl der Verbraucher gering ist reicht der Druck aus um die sich in unserer Nachbarschaft direkt auf dem Boden befindenden Wasserhähne zu speisen. Unser Haus wird jedoch durch den sich in rund 5 m Höhe befindenden Wassertank gespeist, welcher die instabile Wasserversorgung puffern soll. Da jedoch der Druck zu gering ist um den sich in der Höhe befindenden Wassertank zu befüllen sitzen wir weiter auf dem Trockenen.

Feierlaune

Vergangenen Samstag stieg bei uns in Namere eine Party. Aufgrund von zwei Geburtstagen und der Idee von Annika und mir eine Hausparty steigen zu lassen war feiern angesagt. Wir durften insgesamt 25 Freunde, Bekannte und Nachbarn bei uns zu Hause begrüßen. Neben einer Grundration an Getränken konnten wir auch noch mit Katogo (ugandischer Eintopf) und Snacks aufwarten.
 

Gegen später zogen wir alle zusammen, in feuchtfröhlicher Stimmung, weiter in einen Club in Kampala.

Montag, 13. Mai 2013

Ordnung muss sein


Vor einigen Tagen war ich unterwegs in die Innenstadt als mir eine nette Frau vom Straßenrand aus zuwinkte. Die elegant in weiß gekleidete Dame mit der Aufschrift „Police“ wollte wohl mit mir reden. Sogleich teilt mir diese auch den Grund für ihr gewecktes Interesse mit. Ich bewege mich auf einer Einbahnstraße entgegen der Fahrtrichtung. Nachdem ich auf der Seite geparkt habe fährt sie auch sogleich fort “Muzungu (Weißer) du gehst jetzt ins Gefängnis“. Voll Schuld geladen erwidere ich schlechten Gewissens getrieben „wenn das die offizielle Strafe ist, kein Problem – ich bin ja offensichtlich in die falsche Richtung gefahren“. Anschließend lege ich zuerst einmal demonstrativ Helm und Jacke ab und mache es mir auf der Bordsteinkante bequem um zu zeigen, ich habe Zeit. Einige Zeit vergeht, wir wiederholen diese Konversation mehrmals, zwischenzeitlich werde ich beiseite sitzen gelassen während weitere Matatus kontrolliert werden.

Tatort: Buganda Road, Kampala, Uganda
Nach rund fünfzehn Minuten werde ich in ein wartendes Matatu gerufen und mir wird ein Sitz angeboten. Zuerst unterhalten wir uns nochmal über das Gefängnis, dann wird die Frage erörtert wie die Situation nun wohl zu lösen sei. Endlich kommt die lang erwartete Frage: „Muzungu wie viel Geld hast du?“ Mit entschuldigendem Unterton antworte ich, leider nur 10.000 Shilling (~3€). Anschließend erklären mir die Polizisten, dass sie nur nett sein und mir helfen wollen, mit 15.000 Shilling könnten sie mich vor großen Problemen bewahren. Selbstverständlich bin ich überglücklich auf so nette Polizisten zu treffen und ich antworte erfreut „wenn das die offizielle Strafe ist, sehr gerne. Sie sollen mir doch bitte einen Strafzettel geben damit ich den Betrag begleichen kann“. Leider haben die armen Polizisten die Strafzettel zu Hause vergessen. Auch mein Hinweis sie sollen doch ihre Kollegen um einen Strafzettel bitten hilft nicht weiter. So wiederholen wir dieses Gespräch noch einige weitere male. Nachdem die Polizisten mich wiederum einige Minuten alleine gelassen haben kommen sie zurück und geben die Anweisung „Muzungu du gehst in diese Richtung“.
Nach diesem Zusammentreffen war ich tagelang  erfolglos auf der Suche nach dem Einbahnstraßenschild, bis Annika mich aufklärte. Einbahnstraßen werden in Kampala im Radio verkündet  – leider hat mein Gefährt kein Radio.


Hintergrund:
„Offizielle Strafzettel“ werden in Uganda nicht bar, sondern per Banktransfer beglichen. Ursprünglich sollte dies wohl Korruption verhindern. Der tatsächliche Effekt ist jedoch, dass Poizisten keinen Grund sehen Strafzettel auszustellen wenn sie nicht auch ein Stück vom Kuchen ab haben können
Ebenso erwähnt werden muss, dass ugandische Polizisten oft schlecht ausgebildet und noch viel schlechter bzahlt sind. Viele leben in heruntergekommenen, von der Regierung gestellten Unterkünften und können kaum überleben ohne „zusätzliche Einkünfte“. Nur diese Tatsache bedenkend wird schnell deutlich woher die geringe Loyalitaet der Polizisten kommt und dass dieses Problem hausgemacht ist.
Transparency International listet Uganda auf Platz 130 von insgesamt 174 Ländern in der Liste der korruptesten Länder weltweit.