Montag, 13. Mai 2013

Ordnung muss sein


Vor einigen Tagen war ich unterwegs in die Innenstadt als mir eine nette Frau vom Straßenrand aus zuwinkte. Die elegant in weiß gekleidete Dame mit der Aufschrift „Police“ wollte wohl mit mir reden. Sogleich teilt mir diese auch den Grund für ihr gewecktes Interesse mit. Ich bewege mich auf einer Einbahnstraße entgegen der Fahrtrichtung. Nachdem ich auf der Seite geparkt habe fährt sie auch sogleich fort “Muzungu (Weißer) du gehst jetzt ins Gefängnis“. Voll Schuld geladen erwidere ich schlechten Gewissens getrieben „wenn das die offizielle Strafe ist, kein Problem – ich bin ja offensichtlich in die falsche Richtung gefahren“. Anschließend lege ich zuerst einmal demonstrativ Helm und Jacke ab und mache es mir auf der Bordsteinkante bequem um zu zeigen, ich habe Zeit. Einige Zeit vergeht, wir wiederholen diese Konversation mehrmals, zwischenzeitlich werde ich beiseite sitzen gelassen während weitere Matatus kontrolliert werden.

Tatort: Buganda Road, Kampala, Uganda
Nach rund fünfzehn Minuten werde ich in ein wartendes Matatu gerufen und mir wird ein Sitz angeboten. Zuerst unterhalten wir uns nochmal über das Gefängnis, dann wird die Frage erörtert wie die Situation nun wohl zu lösen sei. Endlich kommt die lang erwartete Frage: „Muzungu wie viel Geld hast du?“ Mit entschuldigendem Unterton antworte ich, leider nur 10.000 Shilling (~3€). Anschließend erklären mir die Polizisten, dass sie nur nett sein und mir helfen wollen, mit 15.000 Shilling könnten sie mich vor großen Problemen bewahren. Selbstverständlich bin ich überglücklich auf so nette Polizisten zu treffen und ich antworte erfreut „wenn das die offizielle Strafe ist, sehr gerne. Sie sollen mir doch bitte einen Strafzettel geben damit ich den Betrag begleichen kann“. Leider haben die armen Polizisten die Strafzettel zu Hause vergessen. Auch mein Hinweis sie sollen doch ihre Kollegen um einen Strafzettel bitten hilft nicht weiter. So wiederholen wir dieses Gespräch noch einige weitere male. Nachdem die Polizisten mich wiederum einige Minuten alleine gelassen haben kommen sie zurück und geben die Anweisung „Muzungu du gehst in diese Richtung“.
Nach diesem Zusammentreffen war ich tagelang  erfolglos auf der Suche nach dem Einbahnstraßenschild, bis Annika mich aufklärte. Einbahnstraßen werden in Kampala im Radio verkündet  – leider hat mein Gefährt kein Radio.


Hintergrund:
„Offizielle Strafzettel“ werden in Uganda nicht bar, sondern per Banktransfer beglichen. Ursprünglich sollte dies wohl Korruption verhindern. Der tatsächliche Effekt ist jedoch, dass Poizisten keinen Grund sehen Strafzettel auszustellen wenn sie nicht auch ein Stück vom Kuchen ab haben können
Ebenso erwähnt werden muss, dass ugandische Polizisten oft schlecht ausgebildet und noch viel schlechter bzahlt sind. Viele leben in heruntergekommenen, von der Regierung gestellten Unterkünften und können kaum überleben ohne „zusätzliche Einkünfte“. Nur diese Tatsache bedenkend wird schnell deutlich woher die geringe Loyalitaet der Polizisten kommt und dass dieses Problem hausgemacht ist.
Transparency International listet Uganda auf Platz 130 von insgesamt 174 Ländern in der Liste der korruptesten Länder weltweit.

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