Vor einigen Tagen war ich unterwegs in die Innenstadt als
mir eine nette Frau vom Straßenrand aus zuwinkte. Die elegant in weiß
gekleidete Dame mit der Aufschrift „Police“ wollte wohl mit mir reden. Sogleich
teilt mir diese auch den Grund für ihr gewecktes Interesse mit. Ich bewege mich
auf einer Einbahnstraße entgegen der Fahrtrichtung. Nachdem ich auf der Seite
geparkt habe fährt sie auch sogleich fort “Muzungu (Weißer) du gehst jetzt ins
Gefängnis“. Voll Schuld geladen erwidere ich schlechten Gewissens getrieben „wenn
das die offizielle Strafe ist, kein Problem – ich bin ja offensichtlich in die falsche Richtung gefahren“. Anschließend lege ich zuerst einmal demonstrativ
Helm und Jacke ab und mache es mir auf der Bordsteinkante bequem um zu zeigen,
ich habe Zeit. Einige Zeit vergeht, wir wiederholen diese Konversation mehrmals,
zwischenzeitlich werde ich beiseite sitzen gelassen während weitere Matatus
kontrolliert werden.
Nach rund fünfzehn Minuten werde ich in ein wartendes Matatu
gerufen und mir wird ein Sitz angeboten. Zuerst unterhalten wir uns nochmal über
das Gefängnis, dann wird die Frage erörtert wie die Situation nun wohl zu lösen
sei. Endlich kommt die lang erwartete Frage: „Muzungu wie viel Geld hast du?“
Mit entschuldigendem Unterton antworte ich, leider nur 10.000 Shilling (~3€).
Anschließend erklären mir die Polizisten, dass sie nur nett sein und mir helfen
wollen, mit 15.000 Shilling könnten sie mich vor großen Problemen bewahren.
Selbstverständlich bin ich überglücklich auf so nette Polizisten zu treffen und ich
antworte erfreut „wenn das die offizielle Strafe ist, sehr gerne. Sie sollen
mir doch bitte einen Strafzettel geben damit ich den Betrag begleichen kann“.
Leider haben die armen Polizisten die Strafzettel zu Hause vergessen. Auch mein
Hinweis sie sollen doch ihre Kollegen um einen Strafzettel bitten hilft nicht
weiter. So wiederholen wir dieses Gespräch noch einige weitere male. Nachdem
die Polizisten mich wiederum einige Minuten alleine gelassen haben kommen sie
zurück und geben die Anweisung „Muzungu du gehst in diese Richtung“.
Nach diesem Zusammentreffen war ich tagelang erfolglos auf der Suche nach dem
Einbahnstraßenschild, bis Annika mich aufklärte. Einbahnstraßen werden in
Kampala im Radio verkündet – leider hat
mein Gefährt kein Radio.
Hintergrund:
„Offizielle Strafzettel“
werden in Uganda nicht bar, sondern per Banktransfer beglichen.
Ursprünglich sollte dies wohl Korruption verhindern. Der
tatsächliche Effekt ist jedoch, dass Poizisten keinen Grund sehen
Strafzettel auszustellen wenn sie nicht auch ein Stück vom Kuchen ab haben können
Ebenso erwähnt werden
muss, dass ugandische Polizisten oft schlecht ausgebildet und noch
viel schlechter bzahlt sind. Viele leben in heruntergekommenen, von
der Regierung gestellten Unterkünften und können kaum überleben
ohne „zusätzliche Einkünfte“. Nur diese Tatsache bedenkend
wird schnell deutlich woher die geringe Loyalitaet der Polizisten
kommt und dass dieses Problem hausgemacht ist.
Transparency International
listet Uganda auf Platz 130 von insgesamt 174 Ländern in der Liste
der korruptesten Länder weltweit.
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