Samstag, 26. April 2014

Kenia




Route:

Suam, Kitale, Sigor, Tot, Lake Baringo, Maralal, Baragoi, Lake Turkana, North Horr, Marsabit, Moyale (Äthiopien)



Dauer:

07.04.2014 - 13.04.2014



Highlight: 
Stein- und Sandwüsten


In Kenia werden wir zuerst einmal mit Regen begrüßt. Auf den ersten etwas mehr als 50 km zwischen Suam und Kapenguria werden wir dreimal von Regen zum Pausieren gezwungen. Der zweite Tag in Kenia hält jedoch super Wetter, tolle Landschaften und schöne Sträßchen, auf gut Deutsch: Feldwege, für uns bereit. 

 Wir fahren über Sigor, Tot und Loruk bis an den Lake Baringo. 

Lake Baringo

Typischer Markt in den Dörfchen
überall begegnen uns wilde Kamelherden
Auf hunderten von Kilometern fahren wir über Hügel und Täler, meistern Geröll Auf- und Wasser Durchfahrten und passieren unzählige kleine, idyllische Dörfer.
Abseits der Hauptrouten gibt es nur wenig Verkehr. Es fahren fast nur Kleinlaster, welche noch ein bis zwei Dutzend Passagiere auf die Ladung packen. Ebenso haben die meisten Dörfer keine Stromversorgung. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, allein in der Wildnis zu sein, doch das wäre ein Trugschluss.




Trotz der Abgeschiedenheit sind diese Gegenden dicht besiedelt und jedes Fleckchen fruchtbares Land wird landwirtschaftlich genutzt. Man fährt kaum einen Kilometer ohne Fußgänger am Straßenrand zu treffen oder mit Schafen, Ziegen und Kühen um die Vorfahrt zu kämpfen. Diese sehr dichte Besiedlung, auch abgeschiedener Regionen ist sehr typisch für viele Gegenden Ostafrikas.



Je mehr wir in die Steppe vordringen, freuen wir uns der Regenzeit voraus zu sein. Wir durchfahren dutzende Flussbetten von denen zum Glück die meisten nur wenig oder kein Wasser führen. Bei Regen können sich diese jedoch schnell in reißende Flüsse verwandeln und das Weiterkommen  auf Tage behindern oder den Weg zu einer Schlammschlacht werden lassen.

 

Nach Schwärmereien anderer Reisenden steht der Lake Turkana als nächstes auf unserer Wunschliste, ist jedoch noch mit einem dicken Fragezeichen versehen. In einigen Gebieten Nordkenias hält sich die Freundschaft der unterschiedlichen Stämme in sehr engen Grenzen, wodurch es immer wieder zu Sicherheitsproblemen kommt.
Weit und breit kein Mensch im ehemals unfriedlichen Gebiet
Eines dieser Gebiete liegt nahe Baragoi, wodurch unsere potentielle Route führt. Daher beschließen wir beim Polizeihauptquartier in Maralal aktuelle Informationen einzuholen und darauf basierend unsere Routenwahl zu treffen. Nach dem wir von der Polizei grünes Licht bekommen und keinerlei Bedenken angemeldet werden machen wir uns sofort auf, um noch am selben Nachmittag die erste Teilstrecke bis Baragoi zu schaffen.  






 

Da die weitere Route uns durch abgelegenes Gebiet inklusive Wüste führen wird und die Versorgung auf den nächsten 500 km ungewiss ist, schnallen wir  nochmals 10 l Ersatzbenzin und beinahe ebensoviel Trinkwasser auf unser ohnehin schon überladenes Vehikel bevor es losgeht. Genau das richtige um auf mehreren hundert Kilometer Geröll und Sandpiste viel Spaß zu haben.



Je mehr wir uns dem Lake Turkana nähern, wird die Landschaft immer extremer. 

Anfangs saftig grüne Wälder gehen in Steppe über bis wir uns dann in der Steinwüste befinden. Zuerst dürfen wir noch wilde Zebraherden beobachten, mit Erreichen der Wüste verschwinden jedoch sogar die Kamele. 

 

Soweit das Auge reicht sind nur Geröll und Felsen aus Lavastein zu sehen.  
Von oben brennt die Sonne unerbitterlich, heizt das schwarze Gestein auf und lässt uns bei rund 45 °C in unseren Motorradklamotten schmoren.  
Kein Baum, kein Tier, kein Mensch scheint hier überleben zu können. Starker Wind macht die Gegend noch unwirtlicher. 




Wir nähern uns der Abbruchkante der Hochebene und der Blick auf den Türkisblauen Lake Turkana wird langsam freigegeben.

Unser Staunen nimmt kein Ende, diese Kombination aus Wüste, See und Einsamkeit übt eine magische Faszination aus. 



Rundhütten der Turkana in der Wüste am Lake Turkana
Wir sehen uns schon mit einem kühlen Bier am See relaxen, doch das war etwas übereilt. Die letzten 20 km entlang des Sees werden uns noch an den Rand unserer Kräfte bringen und uns 2 h kosten. Die Piste besteht aus tiefem Geröll teilweise gespickt mit Kieseln in Ballgröße. Meter für Meter arbeiten wir uns nicht viel schneller als Schrittgeschwindigkeit voran. Das ständige balancieren unseres überladenen Gefährts ist kräfteraubend, meine Arme erschlaffen, die Muskeln beginnen zu brennen wie Feuer. 


Die gnadenlose Hitze lässt den Schweiß aus den Ärmeln unserer Jacken fließen. Wir sind hungrig, wir sind durstig, wir sind müde und wollen nur noch ankommen. 

Die Aussicht entschädigt für die Strapazen der Fahrt
Den Turkana, deren Siedlungen wir passieren schenken wir größte Bewunderung für ein Leben in diesem Umfeld. Nach einigen Fußmärschen Sabrinas durch schwierige Passagen, viel Schweiß und Zeit erreichen wir endlich Loyangalani, das Dorf am Turkana See. Vollkommen erschöpft sinke ich im Schatten eines Hauses in der Ortsmitte nieder. Sabrina organisiert noch zwei überteuerte, tee-warme Sodas welche uns wieder zu Kräften bringen sollen. Selten zuvor habe ich ein Getränk so genossen.

Lodge am Lake Turkana mit typischen Rundhütten aus Lehm


Die Gegend um den Turkana See ist faszinierender als der See selbst. Ebenso verbreitet das Dorf keine allzu angenehme Atmosphäre, weshalb wir nach knapp einem Tag, in einer für unsere Verhältnisse luxuriösen Unterkunft wieder aufbrechen.







Der weitere Weg nach Marsabit mit einem Zwischenstopp in North Horr wird nicht weniger interessant und führt uns durch die Chalbi Wüste. Die Steinwüste geht langsam in eine Sandwüste über, alle paar Minuten ändert sich die Landschaft. Vereinzelte Nomadendörfer und Kamelherden tauchen langsam wieder in der Landschaft auf und wir passieren mehrere Oasen. Auch hier sind auf einigen Passagen Schnitte von 30 km pro Stunde keine Seltenheit. Als wir nach Marsabit hinunter fahren ändert sich schlagartig das Klima. Die Landschaft wird grün, die Luft feuchter und ein schon fast kühler Wind umweht unsere Helme. Mit angeschlagenen Knochen, verspannten Muskeln und auch blauen Flecken von den Pisten der letzten Tage erreichen wir Moyale und freuen uns zurück in der Zivilisation zu sein. 

Auch das Motorrad hat die letzten Tage etwas gelitten. So blieben einige Schrauben und ein Spiegel auf der Strecke, ein Kupplungszug hat seinen Dienst quittiert, das Lichtglas musste geklebt werden und die Hinterradbremse zwingt nach längeren Geröllabfahrten immer wieder zu einer Pause.

Als letzte Etappe bis Äthiopien gilt es noch die berüchtigte Moyale-Route zu meistern. Seit Generationen für Leiden Überlandreisender verantwortlich. Bei Trockenheit staubig und schwer zu fahren, bei Regen eine reine Schlammschlacht und kaum zu passieren. Um diese 250 km auch sicher in einem Tag meistern zu können brechen wir bereits morgens um sieben auf. 



Vorsichtiges Vortasten bei einer der Flussdurchfahrten
 Zu unserem Erstaunen stellen wir fest, dass mittlerweile auf rund der Hälfte der Strecke nagelneuer Asphalt glänzt und der Rest, dank reger Bautätigkeit, aus gutem Schotter besteht.

Dank dieser Überraschung sitzen wir bereits mittags in Moyale und genießen einen Teller köstliches Äthiopisches Essen. Da die Zöllner jedoch ihre wohlverdiente Sonntagsruhe genießen, müssen wir bis am nächsten Morgen im Grenzort warten  um das Motorrad ordnungsgemäß einzuführen.



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