Mittwoch, 11. Juni 2014

So feiert man Geburtstag in Kairo!

Geburtstag ist ja schon was tolles, aber da wir inzwischen schon sooo viele mitgemacht haben, ist es ja irgendwie auch immer dasselbe. Damit der Geburtstag nicht zur alten Kamelle wird, haben wir gedacht, schauen wir uns doch mal an wie man in Kairo so älter wird.

Schon die ganze Nacht schlafen wir schlecht, schauen jede Stunde auf die Uhr, und dann endlich ist es Morgen, wir haben Geburtstag. Nichts wie raus aus dem Bett, schnell in die Klamotten, Zähne putzen nicht vergessen und los geht’s Geschenke abholen.


Bescherung

In weiser Voraussicht haben Mama und Papa bereits vor Wochen liebevoll ein Geburtstagspaket zusammengestellt, welches über drei Ecken in Kairo angekommen ist und wir nun an unserem Geburtstag freudig in Empfang nehmen dürfen.

Schon beim ersten Blick in das Paket überkommt uns die Frage, ist heute Weihnachten und Ostern zusammen? Zuerst lacht uns ein neuer Luftfilter an, dem folgen Ansaugstutzen und eine Tachowelle. Unglaublich, Sabrina steigen schon die Freudentränen in die Augen. Als sei dem noch nicht genug, verstecken sich darunter auch noch Gummibärchen in allerlei Farben.





Sehr gut, den wichtigsten Tagesordnungspunkt haben wir nun schon mal abgearbeitet, das war hart, wir brauchen eine Stärkung. 

Lecker lecker Salzkäse
Da heute ja schließlich ein ganz besonderer Tag ist, darf ein Festmahl natürlich nicht fehlen. Wir greifen tief in die Tasche, legen einen Euro auf den Tisch und gönnen uns ein Pfund Käse, dazu Gurken und Fladenbrot. Das ganze Pfund schaffen wir leider nicht, da sich der Käse als so salzig zeigt, dass man jeden Biss mit einem Schluck Wasser verdünnen muss. Egal, dann haben wir morgen nochmal was Leckeres.
Daumen hoch zum Festmahl
Das kann was





Mit massig Geschenken und vollem Magen denken wir uns, wie kann es denn jetzt überhaupt noch besser werden und stürzen uns ins Getümmel Kairos.


 
Über den Dächern Kairo´s


Habt ihr euch auch schon immer mal gefragt, wie sieht Geburtstag eigentlich von oben aus? Wir wollen es nun endlich rausfinden. Steuern die nächst beste Moschee an, drücken dem Tempelwärter zehn Geld in die Hand und steigen aufwärts in Richtung Minarett.


Ja schon auch schön der Geburtstag von oben, aber außer der Perspektive ändert sich nicht viel. Immerhin, jetzt wissen wir´s.






Was darf bei keinem Geburtstag auf keinen Fall fehlen? Richtig, Kaffee und Kuchen, also auf zum nächsten Café.
Teatime


Jetzt wird wieder einer von euch schreien, "aber Sabrina trinkt doch nur Tee". Ok zugegeben, bei Kaffe werden wir immer zu viel abgezockt und der Kuchen war noch nicht ganz fertig. Aber der Tee war auch sehr gut, zur Feier des Tages sogar mit Beutel.
Keine Angst, auch wenn es auf dem Bild so scheinen mag als hätte Sabrina keine Freunde, dem ist nicht so. Die sind nur im Datum verkommen, waren zu faul den Weg auf sich zu nehmen oder waren verhindert.




Im Stau mit dem Geburtstagsbus





Jaja Geburtstag in Kairo ist schon was tolles das man nicht missen sollte. Aber ja wer weiß, vielleicht feiern wir die nächsten Jahre doch auch mal wieder zu Hause. Da bekommt man den Kaffe ohne zu verhandeln mit einem gratis Stück Kuchen dazu, die Geschenke sind zahlreicher und zumindest bei Essen für umsonst kommen auch noch ein paar Gäste vorbei.





Sonntag, 1. Juni 2014

Unterwegs MIT dem Motorrad

Nachdem wir am Morgen desselben Tages, von einem Polizist mit gehobenem Zeigefinger ein schnittiges Foto mit der Aufschrift 106 km/h überreicht bekommen haben, sind wir nun brav mit gemütlichen 90 km/h unterwegs in Richtung Karima, im Norden des Sudan.
Mitten in der Wüste, weit und breit nichts, wird unser Motorrad plötzlich müde. Die Leistung fällt schlagartig ab, nach 500 m ist Schluss. Zum Glück schaffen wir es noch bis zu einer einsamen Hütte am Straßenrand.

Der Motor hat keine Kompression mehr. Sehr schnell wird klar, hier kommen wir mit mitgeführtem Werkzeug und Ersatzteilen nicht weiter. Was tun? Guter Rat ist teuer. Wir brauchen einen Abschleppdienst.

Unterwegs MIT dem Motorrad
Also auf an den Straßenrand, Lastwagen anhalten. Nach 2-stündigem erfolglosem Trampen naht Hilfe. Ein mit Steinen, Colobusfrüchten, Schafen und einer grimmigen Oma beladener Pickup. Wir hieven das Motorrad auf die Ladefläche, machen Platz für das Gepäck, Sabrina zwängt sich ins Führerhaus, ich mache es mir neben den Schafen bequem und los geht’s. Nach gut einer Stunde Fahrt erreichen wir auch schon die nächste Stadt, bekommen bei dem Fahrer zu Hause Saft angeboten und werden dazu eingeladen, dort zu nächtigen.
 
Schnappschuss vom Pickup
Halt, hier liegt ein Missverständnis vor, wir müssen weiter in die nächste Stadt um möglichst früh am nächsten Morgen einen weiteren Laster Richtung Dongola zu bekommen. Der Zeitdruck sitzt uns im Nacken, unser Visum läuft aus. Mit der nächsten, nur wöchentlich verkehrenden Fähre von Wadi Halfa nach Aswan müssen wir aus dem Land raus. Dadurch bleiben uns knapp drei Tage um die restlichen 800 km zur Fähre zu trampen. Hinzu kommt dass wir finanziell recht eingeschränkt sind, da es im Sudan keine Visa Geldautomaten gibt und unsere Planung solche kleinen Abenteuer nicht beinhaltete.

Also wir müssen weiter. Wie das nur dem netten Herren verständlich machen, mit sehr beschränkter Kompatibilität von Arabisch und Englisch? Nur zwei Stunden später nach Zwischenstopps an Hotels, Werkstätten, Marktplätzen und Übersetzungsversuche Dritter verstehen wir uns und kommen der von uns ersehnten Hauptverbindungsstraße von Karima Richtung Dongola näher.
Was für ein Glück nur wenige hundert Meter entfernt  ist eine Polizeistation mit großem Parkplatz, das perfekte Nachtlager. Trotz zuerst freundlicher Nachfrage und dann immer leidenschaftlicher werdenden Bitten wollen uns die Polizisten einfach kein Asyl gewähren. Wir sollen uns an eine andere Polizeistation wenden oder ein Hotel suchen. Das einzige kleine Fragezeichen, wie sollen wir das vollbeladene Motorrad aus eigener Kraft jemals wieder zum Highway zurück bringen? Was tun?
Aufstehen - Laster warten nicht

Wir fahren 500 m weiter, laden das Motorrad ab, parken es am Straßenrand, packen unsere Isomatten aus und richten uns für die Nacht ein.
Trampen bei Sonnenaufgang
 Damit uns auch ja kein Lastwagen durch die Finger geht kriechen wir schon kurz nach fünf aus den Schlafsäcken um unserem neuen Hobby nachzugehen, Lastwagen anhalten. 

Mehrere Stunden passiert nichts, wir fragen uns schon, gibt es einen Plan B?

Neugierige Gesellen
Doch irgendwann sind wir dann schließlich erfolgreich, diesmal ist es ein Kuhlaster der uns die 200 km nach Dongola mitnehmen kann. Kühe auf die Seite schieben, rauf mit dem Motorrad und wir sind auf der nächsten Etappe. In Dongola angekommen und Kühe abgeladen beginnt das bekannte Spiel von vorne. Wohin wollen wir? Und wie das verständlich machen? Dank der Übung dauert es dieses mal nur eine halbe Stunde und schon sind wir an der Hauptverbindungsstraße Richtung Wadi Halfa zur Fähre.
Unsere Kompanen
Ja das gefällt dir kleiner
Vieh abladen
Wieder heißt es Laster anhalten. Wohlbedacht freunden wir uns auch umgehend mit der dort postierten Verkehrspolizei an und berichten von Kummer und Sorgen. Diese bieten uns an, doch im Schatten Platz zu nehmen und schon wenige Minuten später werden die Verkehrskontrollen intensiviert und jeder Lastwagen wird nach Route und freiem Ladungsraum befragt.

Rechts hinten - Fabians Kuschelecke
Auch hier haben wir wieder sehr viel Glück und ein sehr freundlicher Fahrer mit demselben Ziel bietet uns seine Hilfe an. Die Dame darf natürlich wieder im Fahrerhaus Platz nehmen, ich mache es mir zwischen Planierraupenteilen und Ölfass gemütlich. Die Stunden vergehen wie im Flug, Sabrina singt, tanzt und diskutiert mit den beiden lustigen Herren im Fahrerhaus, ich genieße die Landschaft von der Ladefläche, erhasche ein paar Schnappschüsse vom Nil und vertiefe mich in mein Buch. 

Windiger Sitzplatz
Nachtlager
 Auf Grund der Distanz kommt uns die Dunkelheit zuvor und wir beziehen zusammen mit unseren Freunden ein Nachlager am Straßenrand. Aber egal was soll´s, nur noch einmal schlafen dann sind wir da. Zufrieden mit dem erfolgreichen Tag fallen wir in unsere Feldbetten und werfen noch einen letzten Blick auf den klaren Sternenhimmel.

Unserem Zeitplan sogar einen halben Tag voraus, erreichen wir um die Mittagszeit am nächsten Tag, nach 800 km und zweimal Umsteigen, Wadi Halfa, von wo aus uns die Fähre nach Ägypten bringen wird.

Etappe erfolgreich gemeistert. Diesmal zwar MIT dem Motorrad, jedoch nicht auf dem Motorrad.

Keine Angst die Spannung lässt nicht nach, die nächste Herausforderung steht bereits vor der Tür. Doch dazu mehr in der nächsten Folge von „Sabrina und Fabian unterwegs“.

Abgesehen von den kleinen Schwierigkeiten ist der neue Trend „Reisen MIT dem Motorrad“ wirklich eine schöne Art der Fortbewegung. Man trifft nette Leute, kommt durchaus auch mal etwas ins Schwitzen und hat hinterher so die eine oder andere Geschichte zu erzählen. Sehr schön daran ist auch, dass es sich auch für nicht-Motorradfahrer eignet. Wer zufälligerweise kein kaputtes Motorrad zu Hause hat, kann auch ohne Einschränkungen eine kaputte Waschmaschine oder etwas ähnlich sperriges beim Trampen mit sich führen.

Feldwerkstatt
Im Hotel in Wadi Halfa ist nun etwas Zeit um auf Fehlersuche zu gehen. Nach dem Entkleiden der Yamaha zeigt sich unter dem Zylinderkopf die Überraschung, ein Loch im Kolben. Als Ingenieur zwar nett anzuschauen, sieht man ja auch nicht alle Tage, jedoch eher unpraktisch wenn man damit im Sudan steht. Sudanesen haben mir den Tipp gegeben, ich soll doch mal schauen ob zufällig ein Landrover Kolben passt.
 

Kolben mit Lüftungsloch





Nichtsdestotrotz blieb uns keine andere Wahl als uns Zylinder, Kolben und Anbauteile aus Deutschland nach Ägypten schicken zu lassen, wo wir nun seit mehr als einer Woche auf das Päckchen warten. 


Motorradsport

Das Motorrad ist nicht nur ein schönes Gefährt um Schwarzwald oder Alpen zu erkunden, sondern kann auch in Afrika einen guten Dienst verrichten. Diesem sicher haben Sabrina und ich uns aufs Motorrad geschwungen und sind losgedüst.

Von Uganda um den Mount Elgon nach Kenia, vorbei am Turkanasee nach Äthiopien, durch die Berge in den Sudan.


Rund 300 km vor Khartoum, von der Hitze malträtiert, nach Wasser hechelnd, muss ein Zwischenstopp her. Wohl bedacht navigieren wir zum einzigen Bäumchen in der scheinbar endlosen Steppe, um uns im Schatten einen wohlverdienten Schluck Wasser zu gönnen. Motorrad abstellen, raus aus den schweißtriefenden Motorradklamotten und genüsslich teewarmes Wasser genießen.

Voll erholt sind wir bereit für die letzte Etappe des Tages.


Ich schwinge mich zurück aufs Motorrad, trete den Kickstarter geübt durch und das Motorrad läuft. Doch was ist das für ein Rasseln? Schnell Motorrad wieder aus und checken. Die Anschlagsposition des Kickstarters  mutet seltsam an. Was ist da los? Eine böse Vorahnung überkommt uns. Da hilft wohl alles nichts. Im Schatten unseres Bäumchens gönnen wir dem Motorrad ein Schläfchen und werfen mal einen Blick auf die Innereien. 
Die Operation beginnt
Der Übeltäter

Nach dem Öffnen des Getriebes offenbart sich auch sogleich dessen wehwehchen. Kickstarteranschlagblech gebrochen und Freilauf gleich mit in zwei. Was machen wir da? Nach kurzer Diskussion sind wir uns einig. Kickstarter? Wer braucht das schon? Eh nur unnötiges Gewicht. Also ab damit in den Koffer. Kickstarteranschlagblech und Freilauf raus, alles wieder zusammenpuzzeln und das Feintuning ist vollbracht.


Dichtmasse - Sabrina´s Spezialgebiet
Von nun an ist Sabrina mein Kickstarter. Motorradsport ist angesagt. Doch wer schon einmal ein solches vollbepacktes Motorrad angeschoben hat, wird sagen das arme Mädel. Ich bin ja auch kein Unmensch, also stoppen wir ein Auto und bitten um Unterstützung. 
Zwei Jungs in Latschen und ein Opa im weißen Gewand eilen voller Zuversicht zur Hilfe. Bei dieser geballten Mann-Power wird Sabrina als schwache Frau gleich mal zur Seite geschoben und darf sich das Spektakel von weitem anschauen. 
Mit scharfem Verstand analysierend, wundert sich Sabrina warum die Jungs wohl aufhören zu schieben bevor das Motorrad überhaupt schnell genug ist um den Gang einzulegen? Nach dem dritten erfolglosen Versuch geht sie den Jungs mal zur Hand. Auf ein Neues. Von dem Ratschlag des Opas „nicht so schnell“ unbeirrt schiebt sie und schiebt, wir erreichen ungeahnte Geschwindigkeiten. Gang einlegen und Paff, das Motorrad läuft. Standgas noch etwas erhöhen um einem ungewollten Absterben des Motors vorzubeugen und wir sind Abmarschbereit.


Da man selbst auf dem Motorrad Hunger, Durst und Harndrang nicht entgehen kann, stehen für den Rest des Tages noch einige Sprints mehr auf dem Programm.


Im Sudan sind Motorräder über 125 ccm sehr selten, daher wird die Ersatzteilsuche für unser Gefährt keine Leichte. Zwei anstrengende Tage irren wir kreuz und quer durch Khartoum. Suchen nach Yamaha Händlern, Motorrad Kadavern und wühlen uns durch Zahnradhäufen. Mit der Zeit schwindet die Hoffnung und Sabrina findet sich schon fast damit ab, die nächsten 2500 km bis Kairo der „schieben“ zu müssen. 
Doch da, nach zweistündiger Suche zieht ein Mechaniker plötzlich, ohne jede Vorwarnung ein unscheinbares Zahnrädchen aus einer Gruschtelkiste. 

Es ist ein Kickstarterfreilauf! Wir haben die Nadel im Heuhaufen gefunden.


Nun ist nur noch eine Nachtschicht angesagt, Teile einbauen, Kickstarter anmontieren, Öl wechseln und schon sind wir auf dem Weg Richtung Norden.