Das Motorrad ist nicht nur ein schönes Gefährt um
Schwarzwald oder Alpen zu erkunden, sondern kann auch in Afrika einen guten
Dienst verrichten. Diesem sicher haben Sabrina und ich uns aufs Motorrad
geschwungen und sind losgedüst.
Von Uganda um den Mount Elgon nach Kenia, vorbei am
Turkanasee nach Äthiopien, durch die Berge in den Sudan.
Rund 300 km vor Khartoum, von der Hitze malträtiert, nach
Wasser hechelnd, muss ein Zwischenstopp her. Wohl bedacht navigieren wir zum
einzigen Bäumchen in der scheinbar endlosen Steppe, um uns im
Schatten einen wohlverdienten Schluck Wasser zu gönnen. Motorrad abstellen,
raus aus den schweißtriefenden Motorradklamotten und genüsslich teewarmes
Wasser genießen.
Voll erholt sind wir bereit für die letzte Etappe des Tages.
Ich schwinge mich zurück aufs Motorrad, trete den
Kickstarter geübt durch und das Motorrad läuft. Doch was ist das für ein
Rasseln? Schnell Motorrad wieder aus und checken. Die Anschlagsposition des
Kickstarters mutet seltsam an. Was ist
da los? Eine böse Vorahnung überkommt uns. Da hilft wohl alles nichts. Im
Schatten unseres Bäumchens gönnen wir dem Motorrad ein Schläfchen und werfen
mal einen Blick auf die Innereien.
| Die Operation beginnt |
| Der Übeltäter |
Nach dem Öffnen des Getriebes offenbart sich
auch sogleich dessen wehwehchen. Kickstarteranschlagblech gebrochen und
Freilauf gleich mit in zwei. Was machen wir da? Nach kurzer Diskussion sind wir
uns einig. Kickstarter? Wer braucht das schon? Eh nur unnötiges Gewicht. Also
ab damit in den Koffer. Kickstarteranschlagblech und Freilauf raus, alles
wieder zusammenpuzzeln und das Feintuning ist vollbracht.
| Dichtmasse - Sabrina´s Spezialgebiet |
Von nun an ist Sabrina mein Kickstarter. Motorradsport ist
angesagt. Doch wer schon einmal ein solches vollbepacktes Motorrad angeschoben
hat, wird sagen das arme Mädel. Ich bin ja auch kein Unmensch, also
stoppen wir ein Auto und bitten um Unterstützung.
Zwei Jungs in Latschen und
ein Opa im weißen Gewand eilen voller Zuversicht zur Hilfe. Bei dieser
geballten Mann-Power wird Sabrina als schwache Frau gleich mal zur
Seite geschoben und darf sich das Spektakel von weitem anschauen.
Mit scharfem
Verstand analysierend, wundert sich Sabrina warum die Jungs wohl aufhören zu
schieben bevor das Motorrad überhaupt schnell genug ist um den Gang einzulegen?
Nach dem dritten erfolglosen Versuch geht sie den Jungs mal zur Hand. Auf ein
Neues. Von dem Ratschlag des Opas „nicht so schnell“ unbeirrt schiebt sie und
schiebt, wir erreichen ungeahnte Geschwindigkeiten. Gang einlegen und Paff, das
Motorrad läuft. Standgas noch etwas erhöhen um einem ungewollten Absterben des
Motors vorzubeugen und wir sind Abmarschbereit.
Da man selbst auf dem Motorrad Hunger, Durst und Harndrang
nicht entgehen kann, stehen für den Rest des Tages noch einige Sprints mehr auf
dem Programm.
Im Sudan sind Motorräder über 125 ccm sehr selten, daher wird die
Ersatzteilsuche für unser Gefährt keine Leichte. Zwei anstrengende Tage irren
wir kreuz und quer durch Khartoum. Suchen nach Yamaha Händlern, Motorrad
Kadavern und wühlen uns durch Zahnradhäufen. Mit der Zeit schwindet die
Hoffnung und Sabrina findet sich schon fast damit ab, die nächsten 2500 km bis
Kairo der „schieben“ zu müssen.
Doch da, nach zweistündiger Suche zieht ein
Mechaniker plötzlich, ohne jede Vorwarnung ein unscheinbares Zahnrädchen aus
einer Gruschtelkiste.
Es ist ein Kickstarterfreilauf! Wir haben die Nadel im
Heuhaufen gefunden.
Nun ist nur noch eine Nachtschicht angesagt, Teile einbauen,
Kickstarter anmontieren, Öl wechseln und schon sind wir auf dem Weg Richtung
Norden.
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