Sonntag, 1. Juni 2014

Motorradsport

Das Motorrad ist nicht nur ein schönes Gefährt um Schwarzwald oder Alpen zu erkunden, sondern kann auch in Afrika einen guten Dienst verrichten. Diesem sicher haben Sabrina und ich uns aufs Motorrad geschwungen und sind losgedüst.

Von Uganda um den Mount Elgon nach Kenia, vorbei am Turkanasee nach Äthiopien, durch die Berge in den Sudan.


Rund 300 km vor Khartoum, von der Hitze malträtiert, nach Wasser hechelnd, muss ein Zwischenstopp her. Wohl bedacht navigieren wir zum einzigen Bäumchen in der scheinbar endlosen Steppe, um uns im Schatten einen wohlverdienten Schluck Wasser zu gönnen. Motorrad abstellen, raus aus den schweißtriefenden Motorradklamotten und genüsslich teewarmes Wasser genießen.

Voll erholt sind wir bereit für die letzte Etappe des Tages.


Ich schwinge mich zurück aufs Motorrad, trete den Kickstarter geübt durch und das Motorrad läuft. Doch was ist das für ein Rasseln? Schnell Motorrad wieder aus und checken. Die Anschlagsposition des Kickstarters  mutet seltsam an. Was ist da los? Eine böse Vorahnung überkommt uns. Da hilft wohl alles nichts. Im Schatten unseres Bäumchens gönnen wir dem Motorrad ein Schläfchen und werfen mal einen Blick auf die Innereien. 
Die Operation beginnt
Der Übeltäter

Nach dem Öffnen des Getriebes offenbart sich auch sogleich dessen wehwehchen. Kickstarteranschlagblech gebrochen und Freilauf gleich mit in zwei. Was machen wir da? Nach kurzer Diskussion sind wir uns einig. Kickstarter? Wer braucht das schon? Eh nur unnötiges Gewicht. Also ab damit in den Koffer. Kickstarteranschlagblech und Freilauf raus, alles wieder zusammenpuzzeln und das Feintuning ist vollbracht.


Dichtmasse - Sabrina´s Spezialgebiet
Von nun an ist Sabrina mein Kickstarter. Motorradsport ist angesagt. Doch wer schon einmal ein solches vollbepacktes Motorrad angeschoben hat, wird sagen das arme Mädel. Ich bin ja auch kein Unmensch, also stoppen wir ein Auto und bitten um Unterstützung. 
Zwei Jungs in Latschen und ein Opa im weißen Gewand eilen voller Zuversicht zur Hilfe. Bei dieser geballten Mann-Power wird Sabrina als schwache Frau gleich mal zur Seite geschoben und darf sich das Spektakel von weitem anschauen. 
Mit scharfem Verstand analysierend, wundert sich Sabrina warum die Jungs wohl aufhören zu schieben bevor das Motorrad überhaupt schnell genug ist um den Gang einzulegen? Nach dem dritten erfolglosen Versuch geht sie den Jungs mal zur Hand. Auf ein Neues. Von dem Ratschlag des Opas „nicht so schnell“ unbeirrt schiebt sie und schiebt, wir erreichen ungeahnte Geschwindigkeiten. Gang einlegen und Paff, das Motorrad läuft. Standgas noch etwas erhöhen um einem ungewollten Absterben des Motors vorzubeugen und wir sind Abmarschbereit.


Da man selbst auf dem Motorrad Hunger, Durst und Harndrang nicht entgehen kann, stehen für den Rest des Tages noch einige Sprints mehr auf dem Programm.


Im Sudan sind Motorräder über 125 ccm sehr selten, daher wird die Ersatzteilsuche für unser Gefährt keine Leichte. Zwei anstrengende Tage irren wir kreuz und quer durch Khartoum. Suchen nach Yamaha Händlern, Motorrad Kadavern und wühlen uns durch Zahnradhäufen. Mit der Zeit schwindet die Hoffnung und Sabrina findet sich schon fast damit ab, die nächsten 2500 km bis Kairo der „schieben“ zu müssen. 
Doch da, nach zweistündiger Suche zieht ein Mechaniker plötzlich, ohne jede Vorwarnung ein unscheinbares Zahnrädchen aus einer Gruschtelkiste. 

Es ist ein Kickstarterfreilauf! Wir haben die Nadel im Heuhaufen gefunden.


Nun ist nur noch eine Nachtschicht angesagt, Teile einbauen, Kickstarter anmontieren, Öl wechseln und schon sind wir auf dem Weg Richtung Norden.

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