In der heutigen Zeit von Kreditkarten und Bankautomaten in
jeder Stadt, ist man es gar nicht mehr gewohnt sich um Wechselkurse und Bargeld
viel Gedanken machen zu müssen.
Nicht so im Sudan. Auf Grund von internationalen Sanktionen
gibt es im Sudan keine Bankautomaten, an denen mit Visa Karte Geld abgehoben
werden kann.
Um während unserer Zeit im Sudan weder betteln noch hungern
zu müssen, hieß es die Taschen mit Scheinchen zu füllen.
Fast wie Bankräuber sind wir durch Addis Abeba, die Hauptstadt
Äthiopiens gezogen und haben einen Bankautomaten nach dem anderen geleert. Da
der Wert der von den Automaten ausgespuckten äthiopischen Birr im Ausland eher
gegen Null geht und diese eigentlich eh nicht außer Landes gebracht werden
dürfen, müssen diese noch in richtiges Geld getauscht werden. Da bietet sich
doch der allseits beliebte Dollar an, also los Dollar suchen.
Nichts leichter als das. Einige Wechselstuben und Banken
besuchen, Kurse vergleichen, mit Geldbündel wedeln und schon hält man diese wunderschönen
Dollar in der Hand. Denkst du …
Bank eins gibt keine Dollar aus, kauft diese nur an. Für
Bank zwei und drei dasselbe. Wechselstuben wollen ebenso nur Dollar haben geben
jedoch keine her. Wir werden nur immer zur Zentralbank verwiesen. Zum Glück
gibt es einen stark ausgeprägten Schwarzmarkt, der in diesem Fall jedoch auch
nur nach Dollar hechelt und keine rausrückt.
Also auf zur Zentralbank mit Geldbündel wedeln und Dollar in
Empfang nehmen. Denkst du.
Zuerst muss der Frau am Schalter erst einmal erklärt werden
wofür die Dollar benötigt werden, was schon für sich eine Herausforderung ist.
Ohne eine Miene zu verziehen erklärt sie uns zum Geldwechsel werde unser
Flugticket benötigt. Wir beginnen zu argumentieren, erklären und erläutern dass
wir auf dem Landweg gekommen sind, wieder gehen werden und nix Flugticket. Sehr
schwieriger Fall, Ruhe kehrt ein und ein Vorgesetzter wird zur Hilfe geholt.
Dieser erklärt uns ebenso zum Geldwechsel werde unser
Flugticket benötigt. Wir beginnen zu argumentieren, erklären und erläutern dass
wir auf dem Landweg gekommen sind, wieder gehen werden und nix Flugticket. Auch
er weiß kein Rat, Ruhe kehrt ein und wir werden zum Vorgesetzten vom
Vorgesetzten weitergeleitet.
Das ganze Spielchen von vorn. Er versteht nun das Problem
mit dem Flugticket und verlangt anstatt Quittungen vom Bankautomat. Leider spucken
die äthiopischen Bankautomaten nur selten Quittungen aus, Papier ist wohl
teuer. Also kratzen wir Quittungen der letzten Wochen zusammen welche Abhebungen über rund die Hälfte der zu wechselnden Summe zeigen. Nach etwas mehr
diskutieren bekommen wir dann das OK für unsere Dollars und es geht zurück zum
Schalter. Nur noch ein ellenlanges Formular ausfüllen, eine halbe Stunde warten
bis die Dollars ausgezählt, gedruckt oder was auch immer sind und „schon“
halten wir nach einem kompletten Nachmittag die heißbegehrte Ware in der Hand.
Der Hintergrund für den komplizierten Geldwechsel ist, dass
der äthiopische Birr nicht frei konvertierbar und der Kurs staatlich festgesetzt ist. Da
Äthiopien nur sehr geringe Devisenreserven besitzt ist der Geldverkehr stark reguliert und der Staat hütet Dollar wie seinen Augapfel.
Finanziell voll ausgestattet geht es nun zur sudanesischen
Grenze. An der Grenze angekommen tönt es sogleich von allen Seiten Dollar,
Dollar, Dollar. Wir sind natürlich nicht blöd und haben im Internet den
offiziellen Dollar- sudanesische Pfund Wechselkurs in Erfahrung gebracht, also
sind wir voll bereit, um mit diesen dubiosen Gestalten auf Augenhöhe zu
verhandeln. Laut Internet soll der Wechselkurs bei 5,6 liegen. Mit trainiertem Verhandlungsgeschick
schlagen wir sogar 5,9 raus und freuen uns wie Kinder an Weihnachten über den
guten Deal.
In Khartoum wird mehr Bargeld fällig und wir informieren uns
bei Einheimischen über den ortsüblichen Wechselkurs. Dieser soll normalerweise
zwischen 9,2 und 9,3 liegen.
Wie, was, wo? Ein Missverständnis? War unser Deal doch nicht
so gut?
Das müssen wir selber sehen. Wir gehen in eine bekannte
Straße mit auffällig vielen herumlungernden jungen Männern, der Schwarzmarkt.
Von allen Seiten hört man Dollar, Dollar, Dollar.
Nach etwas verhandeln werden uns 9,1 sudanesische Pfund pro
Dollar ausgezahlt. Das ist mehr als 50% über dem offiziellen Wechselkurs! Noch
an Ort und Stelle überfällt uns nun Zweifel, ob unser Deal an der Grenze
wirklich so gut war?
Ja so zieht man halt manchmal den kürzeren. Leider bringt es
auch nichts den verschenkten 30% hinterher zu weinen, muss wohl als Lehrgeld
verbucht werden.
Ein Schelm wer bei diesem Dollar-Hunger im Sudan böses
denkt. Offensichtlich vertraut einfach niemand der eigenen Währung und möchte
sein erspartes in sicheren Dollar unterm Kopfkissen bunkern.
Ironischerweise
erzählte uns an der Grenze noch ein Herr mittleren Alters „der Sudan sei ja
schließlich ein muslimisches Land, da werde selbstverständlich mit sudanesischen
Pfund und nicht mit Dollar bezahlt“.
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