Montag, 12. Mai 2014

Nord-Äthiopien



Route:

Addis Abeba, Debre Markos, Dongola, Bahir Dar, Tana See, Debre Tabor, Lalibela, Debre Tabor, Gonder, Metema

Dauer:

29.04.2014 – 09.05.2014

Highlight:

Berge und Schluchten um Lalibela

















Obwohl Addis Abeba deutlich angenehmer war als erwartet, freuen wir uns nach mehr als einer Woche in der Hauptstadt wieder aufs ländliche Äthiopien. 
Auch nach der Osterzeit werden noch sehr viele Tiere herumgefahren
Mit praktisch generalüberholtem Motorrad und Reiseequipment machen wir uns auf in Richtung Norden. Doch wie so oft gestaltet sich der Start schwerer als erwartet, die Stadt will uns nicht entrinnen lassen. Da Straßenschilder ohnehin Mangelware sind und durch die vielen Baustellen noch mehr Umleitungen hinzukommen, müssen wir rund ein Dutzend Mal nach dem Weg fragen. Hinzu kommt, dass es dem Motorrad offensichtlich sehr gut in Addis Abeba gefallen hat und es anfängt sich zu beschweren. 
So sieht eine Schwarzmarkttankstelle aus
Mitten im Stadtverkehr gibt der Motor plötzlich komische Geräusche von sich, ein ruckeln ist zu spüren und schon bald, kein Mucks mehr. Ein paar ungezielte Handgriffe inklusive gutes Zureden und weiter geht es, für einen Kilometer. Das ganze soll vier- bis fünfmal wiederholt werden, bis das Gefährt endlich am Laufen bleibt. Offensichtlich hatte sich beim Vergasereinbau ein Schlauch eingeklemmt, welcher die Benzinzufuhr behinderte. Den genauen Grund jedoch wissen nur die Götter- egal, den nächsten Tausend Kilometer steht nichts mehr im Wege. Auf Grund der ganzen Turbulenzen lassen wir am selben Tag Addis Abeba jedoch nicht viel mehr als 100 km hinter uns.



Auf einem Hochplateau auf rund 3000m sind wir nun unterwegs in Richtung Norden. Nicht nur wir spüren die Höhe, sondern auch dem Motorrad fällt das Atmen merklich schwerer. Durch die Höhenluft bleiben von den 42 ursprünglichen PS wohl nicht viel mehr als die Hälfte übrig und gepaart mit den 350 zu schleppenden Kilos wird die Gangart deutlich gemächlicher. Das Hochland ist wieder eine komplett neue Erfahrung. Es ist recht kühl, die Menschen sind dick in Tücher eingehüllt und die Gegend ist steinig und nur spärlich mit Grün bewachsen. Die gesamte Strecke ist gut geteert und einige Abschnitte zeigen sich als Motorradstrecken erster Klasse mit unzähligen Serpentinen. 

Blaue Nil Brücke
Ein Highlight ist die Blaue Nil Schlucht nahe Dejen. In unzähligen Kehren geht es vom Hochplateau tausend Höhenmeter hinunter durch die Schlucht bis zum Blauen Nil. Oben wehte noch ein kühler Wind, unten erwartet uns dann brütende Hitze. Für eine kleine Pause flüchten wir uns in den Schatten einiger Bäume. 











 
Das nächst größere, von uns angepeilte Ziel, ist Bahir Dar am Tana See. Auf dem Tana See gibt es viele kleine, sehr alte Klöster, welche eine der Touristenattraktionen Äthiopiens sind. Mit einem Boot geht es raus auf den See, um zwei dieser zu besuchen.
Typische Kirche auf den Inseln desTana-Sees
Die Architektur der Kirchen selbst ist nicht so beeindruckend, jedoch die Tatsache dass diese aus dem 14. Jahrhundert stammen, sowie die bunten Gemälde und der geschichtliche Hintergrund.

Wandmalereien

Bahir Dar selbst ist eine gemütliche Provinzstadt, welche durch den See jedoch Moskito verseucht ist. 
Wir kratzen uns heute noch am ganzen Körper.



  






Gegend um Lalibela
Da wir schon auf dem Kirchentrip sind besuchen wir natürlich auch noch die Felsenkirchen von Lalibela rund 300 km westlich von Bahir Dar. Der Weg dorthin allein ist schon beeindruckend. Die größte Strecke führt uns auf gutem Asphalt durch die Berge, wo wir atemberaubende Blicke auf unterschiedlichste Bergformationen und Schluchten erhaschen. 
Wie anspruchsvoll diese Strecke ist, wird uns immer wieder durch die vielen verunglückten Lasterwracks am Straßenrand verdeutlicht. Die Laster kriechen diese Bergstraßen, als Hauptversorgungsrouten, im Schneckentempo entlang und kämpfen ständig mit überhitzenden Bremsen.


König Lalibela ließ im 11. Jahrhundert 11 Felsenkirchen erbauen. Diese sind komplett in den Fels gehauen und von erstaunlicher Größe.
Es ist beeindruckend solch alte, gut erhaltene Kirchengeschichte selbst erleben zu können. Was nur sehr schade ist und den Spaß etwas trübt ist, dass auch die Äthiopisch- Orthodoxe- Kirche den Geruch des Geldes sehr liebt. So werden horrende Eintrittspreise verlangt jedoch wenig rückinvestiert. Es finden sich weder Infotafeln noch Wegzeiger welche für jedes deutsche Heimatmuseum selbstverständlich sind. 


Komplett in Stein gehauene Felsenkirche
Im Inneren der Steinkirchen 

St.George in Aktion
St.George Felsenkirche























Gewöhnungsbedürftiger Malstil



















Ganz außer Acht gelassen, dass UNESCO, EU und weitere Organisationen Millionen für den Erhalt der Felsenkirchen bezahlen. Noch viel fragwürdiger wird das ganze wenn einem erzählt wird, dass das Eintrittsgeld verwendet wird um „das Leben der Priester zu verbessern“ und die Bevölkerung nur wenig davon profitiert. Am Ortsrand von Lalibela sieht man das erste Lager der amerikanischen Entwicklungshilfe USAID, wo Essen ausgegeben wird um die lokale Bevölkerung vor dem Verhungern zu schützen. Diese unbegründet hohen Eintrittspreise zeigen sich jedoch im ganzen Land und halten uns dann auch davon ab eine weitere Kirche in der Umgebung zu besuchen, wobei sich für uns dann auch die Frage aufdrängt, sollten Gotteshäuser nicht für jeden Gläubigen frei zugänglich sein?


Bewirtschaftete Hänge

Am Straßenrand teilweise richtige Volkswanderungen, immer mit Sonnenschirm
Kaffeepause
Nach dem Besuch Lalibelas ging unsere Fahrt wieder zurück durch die beeindruckende Berglandschaft und weiter Richtung Nordwesten, wo wir in Gonder die letzten Tage Äthiopien genossen. Hier haben wir uns auf die Spuren alter Dynastien begeben und Burgen, ein Bad und eine Kirche bestaunt. Ebenso galt es noch ein letztes mal das würzige Äthiopische Essen mit dem typischen Injera Brot, einer Art saurer Pfannenkuchen, zu genießen. 


Im Sudan soll es dann endlich wieder geschmacklose Bohnen geben, welche mir in Uganda so ans Herz gewachsen sind. Ebenso durfte bei unserer Schlemmertour natürlich ein frischgezapftes Bier nicht fehlen, auf welches wir im muslimischen Sudan dann auch verzichten werden müssen.


Donnerstag hieß es dann nach 25 Tagen „Tschüss Äthiopien“ zu sagen. Von Gonder ging es auf guter Straße nach Metema zur Grenze. Noch kurz Geldwechseln und in unterschiedlichen Büros ein paar Stempel abholen und „Juhu wir sind im Sudan“. Ein gutes Gefühl die nächste Etappe unserer Reise kann beginnen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen