Route:
Taba (Ägypten), Eilat (Israel)
Dauer:
15.06.2014 von 10 Uhr bis 17 Uhr
Highlight:
Das macht ja Sinn
Von der Nasser Fähre noch immer traumatisiert entscheiden
wir uns für den Landweg durch Israel nach Jordanien. Wir sind uns der strengen
Grenzkontrollen wohl bewusst, wollen jedoch um jeden Preis die Fähre vermeiden.
So werden wir zuerst ein kurzes Gastspiel in Israel geben, einige Stunden
später nach Jordanien verschwinden, bevor wir fünf Tage später wieder nach
Israel zurückkehren um das Land zu erkunden.
Mit Israel in Sichtweite gilt es nun endgültig „Tschüss
Afrika“ zu sagen. Fast zwei Jahre auf dem schwarzen Kontinent mit unzähligen
Erfahrungen liegen hinter mir und viele tausend Kilometer auf afrikanischen Straße haben
Sabrina und ich zusammen gemeistert. Mit einem tränenden Auge sagen wir „Tschüss“,
doch mit einem lachenden Auge freuen wir uns auch schon auf zu Hause.
Für unseren Grenzübertritt von Ägypten nach Israel brechen
wir extra früh morgens auf um es auch sicher am selben Tag über die Grenze nach
Israel zu schaffen.
Gegen 10 Uhr treffen wir in Taba an der Grenze ein. Schon
beim „Auschecken“ aus Ägypten stellen wir fest, da sind heute aber welche
hochmotiviert. Für ägyptische Verhältnisse wird der Sicherheitscheck sehr gründlich
durchgeführt. Tankrucksack und Seitentaschen werden durchleuchtet, die Koffer
geöffnet und überprüft ob wir zuoberst eine Bombe liegen haben, die große Gepäckrolle
hingegen scheint als ungeeignet für den Waffentransport oder Drogenschmuggel
und muss nicht überprüft werden. Nach etwas mehr als einer halben Stunde ist
auch der Papierkram erledigt und wir dürfen zur israelischen Seite
weiterziehen.
Hier stehen wir zuerst einmal vor verschlossenen Toren und
es werden auch nicht wirklich Anstalten gemacht uns einzulassen. Momentan
befinden wir uns noch auf neutralem Gebiet, lässt Israel uns durchs Tor fahren,
haben sie uns an der Backe, da Ägypten uns die Rückkehr verweigern wird. Alles
mutet etwas seltsam an. Zuerst werden unsere Ausweise vorab geprüft. Nach einer
halben Stunde wird uns mitgeteilt wir dürften nun durch das Tor schreiten, das
Motorrad müsse jedoch draußen bleiben. Auf Nachfrage bekommen wir
fadenscheinige Erklärungen. Die Grenze sei offiziell für Fahrzeuge geschlossen,
es sei kein Personal vorhanden um unser Motorrad zu überprüfen, da Ägypten
keine Fahrzeuge hineinlasse würde es Israel auch nicht tun. Auch Verhandeln und
Diskutieren scheint nichts zu bewegen, uns wird angeboten entweder die nächsten
Tage an der Grenze zu warten bis diese geöffnet werde oder zurück zu fahren und
die Fähre nach Jordanien zu nehmen.
Ratlos neben dem Motorrad stehend bittet uns ein ägyptischer
Offizier in sein Büro und möchte uns helfen. Zuerst erklärt er uns die
Situation. Vor rund einem Monat habe es eine Flut gegeben wobei die gesamte
Grenzstation überschwemmt und teilweise beschädigt worden sei. Die ägyptische
Seite sei noch immer mit Reparaturen beschäftigt und noch nicht in der Lage
Fahrzeuge abzufertigen und könne diese daher nicht hineinlassen. Es sei jedoch
geplant die Grenze die nächsten Tage wieder für Verkehr zu öffnen.
Vermutlich
ist das auch nur die halbe Wahrheit und wir befinden uns soeben in Mitten eines
politischen Kindergartens und ein Machtspielchen wird gerade auf unserem Rücken
ausgetragen.
Es scheint als habe der ägyptische Offizier wirklich Mitleid
mit uns und wolle uns helfen. Er tätigt mehrere Anrufe auf die israelische
Seite, erklärt, verspricht, verhandelt und schafft es. Die Israelis geben
grünes Licht, wir dürfen das Tor passieren. Eine wirklich tolle letzte
Begegnung für Ägypten, ohne diesen hilfsbereiten Offizier hätten wir diese
Grenze an diesem Tag mit Sicherheit nicht mehr passiert.
Schon auf den ersten Blick ist uns klar, an dieser Grenze
wird nicht gescherzt. An jeder Ecke junge Männer mit Maschinengewehren und
Finger am Abzug. Vermutlich zu recht ist dies eine der am besten bewachten
Grenzen weltweit.
Genauso ernsthaft werden auch wir und unser Gepäck
überprüft. Das gesamte Gepäck wird durchleuchtet, die Koffer komplett
durchsucht und das Motorrad in einer Garage separat überprüft.
Weiter geht es mit uns selbst. Bereits am Ausweisschalter
finde ich mich sogleich in einem kleinen Verhör wieder und eine wohl psychologisch
geschulte junge Dame fühlt mir auf den Zahn. Unsere Ausweise werden eingesackt
und wir werden gebeten Platz zu nehmen.
Eine halbe Stunde später werde ich zu einem weiteren
Gespräch ins Hinterzimmer gebeten. Mir wird erklärt ich würde nun routinemäßig
befragt, anschließend würden die Daten im Zentrum überprüft und eventuell kämen
nochmals Fragen zurück. Auch dieses Verhör wird nicht weniger professionell
geführt und man wird im übertragenen Sinn komplett ausgezogen. Besonders großes
Interesse gilt unserer Reise durch das Territorium des Erzfeind Sudan. Es geht
soweit, dass ich meine E-Mail Adressen und Telefonnummern aufschreiben muss,
selbst wenn ich diese seit Jahren nicht mehr genutzt habe.
Nach einer halben Stunde ist das Gespräch geschafft, die
Daten werden zur Überprüfung an die Zentrale weitergeleitet und ich darf wieder
Platz nehmen um auf das Ergebnis der Überprüfung warten. Datenschutz hin oder
her ist das Überprüfen von E-Mails und Telefonaten wahrscheinlich nur der
Anfang, in gleicher Weise werden vermutlich auch Kreditkartendaten und
Fluglisten durchsucht.
Zwei Stunden tut sich nichts, dann bekommt Sabrina ihren
Pass mit dem ersehnten Stempel zurück und ist frei. Ich habe es noch nicht ganz
geschafft und werde zu einem dritten Gespräch geladen.
Obwohl ich mich erst
wenige Tage zuvor rasiert hatte, scheine ich richtig böse zu wirken. Sabrina
musste sich keiner einzigen Frage stellen, ich befinde mich mittlerweil im
dritten Verhör.
Diesmal liegt der Fokus auf Uganda. Zu allem möglichen werde
ich befragt. Namen und Daten meiner Organisation werden notiert, man erkundet
sich nach meinen Tätigkeiten und Aufgaben. Ebenso werde ich zum Alltagsleben
befragt. Ich versuche mich schon zu erinnern, aber die Frage nach meinen
täglichen Mahlzeiten bleibt mir dann doch erspart.
Nach einer weiteren Überprüfung durch die Zentrale bekomme dann auch ich endlich meinen Stempel.
Nun müssen wir nur noch kurz eine Versicherung kaufen, das
Motorrad durch den Zoll bringen und schon sind wir in Israel.
Mittlerweile ist es auch schon 17 Uhr und nach sieben
Stunden an der Grenze freuen wir uns sehr wieder auf freiem Fuß zu sein.
Ein
Grenzübertritt nach Israel ist wirklich zeitintensiv, bei weitem jedoch nicht
so ärgerlich wie viele andere in Afrika. Es gibt ein System hinter dem Ganzen,
man wird informiert was vor sich geht und piepende Metalldetektoren erregen
auch wirklich Aufmerksamkeit. Ebenso komisch, die Grenzbeamten sind doch
tatsächlich zum Arbeiten da und wissen
was sie tun. Kurz gesagt, das ganze macht Sinn.