Route:
Aswan, Luxor, Saqqara, Kairo, Sinai, Dahab, Eilat (Israel)
Dauer:
21.05.2014 – 15.06.2014
Highlight:
Die verrückten alten Ägypter und Ihre gigantischen Tempel,
Pyramiden, Paläste und Gräber
Endlich mit dem Motorrad in Ägypten will unser Warten noch
kein Ende nehmen. Richtig, noch immer nennen wir ein Motorrad mit Loch im
Kolben unseren Wegbegleiter. Bereits im Sudan hatten wir eine Bestandsaufnahme
durchgeführt und ein Carepaket mit Zylinder, Kolben, Dichtungen, Kupplung,
Speichen und weiteren kleinen Nettigkeiten auf den Weg schicken lassen, welches
uns in Aswan erreichen soll. Dank der Monopolstellung eines großen gelben
Unternehmens in Deutschland bleibt uns nichts anderes übrig als einen horrenden
Preis zu zahlen und zu glauben, dass das Paket uns in Aswan in nur vier Tagen
erreichen wird. Fast zwei Wochen später, nach einem dutzend Besuche in der
Filiale und stundenlanger Nachforschungen sind wir Schlauer. Vielleicht wäre es schneller, billiger und einfacher gewesen
nach Deutschland zu fliegen und die Teile persönlich abzuholen. Egal, immerhin
sind diese nun angekommen.
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| Kleine Reparatur |
Im Garten des Hotels steht nun mal wieder eine OP am
offenen Herzen an. Zwei lange Tage schrauben und schwitzen wir, tauschen
Zylinder und Kolben, erneuern die Kupplung, machen uns auf die Suche nach einem
Zündfunken, kurieren kleinere Wehwehchen und dann endlich, das Moped läuft wieder.
Wir trauen uns jedoch noch nicht so richtig Freudensprünge zu machen, die
Skepsis sitzt zu tief. Nun auf mehrere tausend erfolgreiche Kilometer
zurückschauend können wir uns jedoch einen Schulterklopfer geben und sagen so
schlecht waren wir gar nicht. Bis auf zwei Ölwechsel, einen gebrochenen
Kickstarter und wenige Kleinigkeiten, gibt es bis Europa keine größeren Schraubereien
mehr.
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| Tempel von Abu Simbel |
Der zwei Wochen Stopp in Aswan war zwar ganz und gar nicht
geplant, trotzdem wollen wir ihm das Beste abgewinnen. So bleibt uns Zeit die
Umgebung zu erkunden sowie Abu Simbel und einige weitere historische Stätten zu
besuchen.
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| 3000 Jahre alte Steinhauerein, Abu Simbel |
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| Philae Tempel, Aswan |
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| Bruder und Schwester |
Ebenso Kosten wir aus, was Aswan kulinarisch so zu bieten hat und
lassen es uns gut gehen mit Koshary, ägyptisches Nationalessen ein Mix aus
Reis, Nudeln, Linsen und Tomatensauce, Falafel, lokalen Sandwichen, Tee,
Kaffee, zuckersüßem arabischem Gebäck und frischen Früchten.
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| Arabische Süßigkeiten, Souq Aswan |
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| Gewürzladen, Souq Aswan |
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| Gemüsestand, Souq Aswan |
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| Allerlei, Souq Aswan |
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| Mobile Bäckerei, Souq Aswan |
In unserer Zeit in Aswan treffen wir auch Sara und Marc,
welche mit dem Fahrrad von Paris nach Südafrika unterwegs sind. Auch nicht
schlecht, da kann man wenigstens keinen Motorschaden bekommen.
Dann endlich ist es soweit, wir sind Abmarsch bereit und
verabschieden uns von Aswan. Selten zuvor haben wir uns so darauf gefreut
wieder auf der Straße zu sein. Unsere erste Etappe führt uns nach Luxor, knapp
200 km nördlich. Wir behandeln das Motorrad wie ein rohes Ei, vermeiden
jegliche Strapazen und gönnen ihm am Abend des Tages gleich nochmal frisches Öl
um jeglichen miesen Launen vorzubeugen.
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| Hell erleuchtet, Karnak Tempel Luxor |
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| Himmelhoch, Karnak Tempel Luxor |
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| Wildlife, Karnak Tempel Luxor |
Auf dem Weg nach Kairo besuchen wir eine Vielzahl an
beeindruckenden, Jahrtausende alten Bauwerken. Darunter Karnak, das Tal der
Könige, Saqqara und natürlich Gizeh.
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| Geschichten in Stein, Habu Tempel Tal der Könige |
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| Mit Decke, Farbe und allem drum und dran, Tempel von Dendera |
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| Der Pharaoh lässt grüßen |
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| Nilgärten |
Vielerorts ist es unfassbar wie gut
die bis zu 5000 Jahre alten Bauwerke erhalten sind. So strahlen die
Königsgräber immernoch in leuchtenden Farben, einige Tempel sind sogar noch mit
Dach erhalten und die Pyramiden sind wie vor tausenden von Jahren kilometerweit
als Wahrzeichen zu erkennen.
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| Stufenpyramide von Saqqara |
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| Bei den Pyramiden vorbeigedüst, Dahschur |
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| Ein Grabräuber! , Pyramide von Dahschur |
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| Pyramiden von Gizeh |
In Kairo nehmen die sensationellen
Sehenswürdigkeiten noch kein Ende und weiter geht es mit einem halben dutzend
Moscheen, Kirchen und der wunderschönen Altstadt. In Kairo treffen wir auch
wieder Gilles, ein auf einer BMW reisender Belgier. Zusammen mit ihm haben wir
bereits die Fährüberfahrt nach Ägypten gemeistert und werden nun die restliche Zeit
in Ägypten zusammen mit ihm reisen.
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| Kairo von oben |
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| Hinterhöfe Kairo´s |
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| Al Azhar Moschee, Kairo |
Von Kairo geht es zuerst in Richtung Westen unter dem
Suezkanal hindurch auf den Sinai. Eine kleine Sensation, unser erster und
letzter Tunnel in Afrika. Durch die angespannte Situation auf dem Sinai ist ein
durchqueren nicht möglich und wir müssen die Halbinsel komplett umrunden. Im
Osten des Sinai legen wir in Dahab drei Tage Strandurlaub am Roten Meer ein,
gehen Schwimmen, Schnorcheln, Tauchen und lassen die Seele baumeln.
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| Badeurlaub, Dahab Rotes Meer |
Nach rund einem Monat in Ägypten bleibt uns die Wahl
zwischen einer Fähre direkt nach Jordanien oder dem Umweg über Israel. Nach
unserer letzten Bootsfahrt sagen wir uns, alles nur keine Fähre und nehmen
wohlkalkulierend den Umweg über Israel, mit stundenlangen Sicherheitschecks in
Kauf.
Gemessen an den Touristenattraktionen ist Ägypten wohl eines
der reichsten Länder der Erde. Dicht gedrängt finden sich über das ganze Land
verteilt unglaublich faszinierende Tempel, Pyramiden, Gräber und viele weitere
Monumente. Nicht weniger beeindruckend sind die Wüsten, Landschaften und das
Niltal. Ganz zu schweigen von dem Roten Meer als weiterer Touristenmagnet mit
einzigartiger Unterwasserwelt. Ebenso ist das Land reich an Kultur mit
wunderschönen Märkten, Kaffeestuben und gutem Essen. Es finden sich mindestens
ein dutzend Dinge die man einmal im Leben gesehen haben sollte.
Trotz all dieser tollen Dingen können wir Ägypten nicht
ungetrübt genießen und es will uns nicht so richtig ans Herz wachsen. Zu oft
finden wir uns fernab jeder afrikanischer und arabischer Gastfreundlichkeit und
fühlen uns teilweise sogar unwillkommen. Man hat oft das Gefühl als wandelnde
Dollarnote gesehen zu werden und das einzige Ziel ist es, einem so schnell wie
möglich so viel Geld wie möglich aus der Tasche zu ziehen. Das Verlangen des
zehnfachen Preises für Alltagswaren ist normal, unser bestes Angebot war das
Vierzigfache für ein Glas Fisch. Nach einiger Zeit verlieren wir die Lust, auch
nur nach Preisen für Kleinigkeiten wie Tee und Kaffee zu fragen und ziehen
einen stressfreien Schluck Leitungswasser vor. Ebenso passiert es nicht selten,
dass wenn Waren dankend abgelehnt werden aggressiv und beleidigend darauf
reagiert wird.
Wir gewinnen den Eindruck als sei Ägypten zu reich an
Touristenattraktionen als dass es mit Gastfreundlichkeit und Service Touristen
anlocken müsste. An der sehr guten touristischen Infrastruktur sieht man auch
noch, von welchen Heerscharen an all-inclusive Touristen und Kreuzfahrt Passagieren
Ägypten zu besseren Zeiten überrannt wurde. Mit der Revolution im Jahr 2011 und
den folgenden politischen Instabilitäten ist der Tourismus jedoch schlagartig eingebrochen
und liegt noch immer komplett am Boden. Ganze Urlaubsorte sind zu
Geisterstädten verkommen, viele Hotels geschlossen und Touristenattraktionen
wie ausgestorben. Leider scheinen viele Ägypter zu stolz zu sein um dieser
Tatsache ins Auge zu blicken, dass es nun notwendig ist um Touristen zu kämpfen
und lassen lieber die verbleibenden Touristen ihren Unmut deutlich spüren.
Ebenso nervig sind überbordende Bürokratie, starke Militärpräsenz
sowie zu viele Polizisten mit übersteigertem Ego und wenig Kompetenz. Ständig
findet man sich in Straßensperren und Passkontrollen wieder, an jeder Ecke steht
Militär mit großen Gewehren und nicht einmal die Touristenpolizei erachtet es
als notwendig minimalste Freundlichkeit an den Tag zu legen oder ein Wort
Englisch zu sprechen. Trotz der angespannten Lage im Land und der Wahlen
zeigten sich jedoch keine Sicherheitsprobleme für uns.
Auf der ganzen Welt neigen junge Männer mit zu viel Energie
und Hormonüberschuss zu seltsam anmutenden Verhaltensweisen. Ägyptische Männer beweisen
jedoch ganz besonderes Geschick in diese Disziplin und können schon kaum davon
ablassen unsere Nerven zu strapazieren wenn Sabrina und ich zusammen unterwegs
sind. Ist Sabrina dann jedoch alleine unterwegs wird jede Scheu abgelegt und
Verhaltensweisen, welche eher für Nachtclubs mit rot-leuchtenden
Namensschildern typisch sind bleiben keine Seltenheit.
Trotz dieser kleineren Ärgernisse zeigt sich Ägypten uns als
faszinierendes Land mit einzigartigen Sehenswürdigkeiten. Vor allem wenn man
schon länger in Afrika unterwegs ist kennt man diese Hürden des Alltags zu gut
und bahnt sich recht schnell seinen Weg.
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