Dienstag, 8. Juli 2014

Ägypten

Route:
Aswan, Luxor, Saqqara, Kairo, Sinai, Dahab, Eilat (Israel)

Dauer:
21.05.2014 – 15.06.2014

Highlight:
Die verrückten alten Ägypter und Ihre gigantischen Tempel, Pyramiden, Paläste und Gräber

Endlich mit dem Motorrad in Ägypten will unser Warten noch kein Ende nehmen. Richtig, noch immer nennen wir ein Motorrad mit Loch im Kolben unseren Wegbegleiter. Bereits im Sudan hatten wir eine Bestandsaufnahme durchgeführt und ein Carepaket mit Zylinder, Kolben, Dichtungen, Kupplung, Speichen und weiteren kleinen Nettigkeiten auf den Weg schicken lassen, welches uns in Aswan erreichen soll. Dank der Monopolstellung eines großen gelben Unternehmens in Deutschland bleibt uns nichts anderes übrig als einen horrenden Preis zu zahlen und zu glauben, dass das Paket uns in Aswan in nur vier Tagen erreichen wird. Fast zwei Wochen später, nach einem dutzend Besuche in der Filiale und stundenlanger Nachforschungen sind wir Schlauer. Vielleicht wäre es schneller, billiger und einfacher gewesen nach Deutschland zu fliegen und die Teile persönlich abzuholen. Egal, immerhin sind diese nun angekommen. 




Kleine Reparatur
Im Garten des Hotels steht nun mal wieder eine OP am offenen Herzen an. Zwei lange Tage schrauben und schwitzen wir, tauschen Zylinder und Kolben, erneuern die Kupplung, machen uns auf die Suche nach einem Zündfunken, kurieren kleinere Wehwehchen und dann endlich, das Moped läuft wieder. Wir trauen uns jedoch noch nicht so richtig Freudensprünge zu machen, die Skepsis sitzt zu tief. Nun auf mehrere tausend erfolgreiche Kilometer zurückschauend können wir uns jedoch einen Schulterklopfer geben und sagen so schlecht waren wir gar nicht. Bis auf zwei Ölwechsel, einen gebrochenen Kickstarter und wenige Kleinigkeiten, gibt es bis Europa keine größeren Schraubereien mehr.


Tempel von Abu Simbel
Der zwei Wochen Stopp in Aswan war zwar ganz und gar nicht geplant, trotzdem wollen wir ihm das Beste abgewinnen. So bleibt uns Zeit die Umgebung zu erkunden sowie Abu Simbel und einige weitere historische Stätten zu besuchen. 



3000 Jahre alte Steinhauerein, Abu Simbel









Philae Tempel, Aswan


Bruder und Schwester

Ebenso Kosten wir aus, was Aswan kulinarisch so zu bieten hat und lassen es uns gut gehen mit Koshary, ägyptisches Nationalessen ein Mix aus Reis, Nudeln, Linsen und Tomatensauce, Falafel, lokalen Sandwichen, Tee, Kaffee, zuckersüßem arabischem Gebäck und frischen Früchten.

Arabische Süßigkeiten, Souq Aswan


Gewürzladen, Souq Aswan

Gemüsestand, Souq Aswan

Allerlei, Souq Aswan
Mobile Bäckerei, Souq Aswan

In unserer Zeit in Aswan treffen wir auch Sara und Marc, welche mit dem Fahrrad von Paris nach Südafrika unterwegs sind. Auch nicht schlecht, da kann man wenigstens keinen Motorschaden bekommen.

Dann endlich ist es soweit, wir sind Abmarsch bereit und verabschieden uns von Aswan. Selten zuvor haben wir uns so darauf gefreut wieder auf der Straße zu sein. Unsere erste Etappe führt uns nach Luxor, knapp 200 km nördlich. Wir behandeln das Motorrad wie ein rohes Ei, vermeiden jegliche Strapazen und gönnen ihm am Abend des Tages gleich nochmal frisches Öl um jeglichen miesen Launen vorzubeugen.


Hell erleuchtet, Karnak Tempel Luxor

Himmelhoch, Karnak Tempel Luxor
Wildlife, Karnak Tempel Luxor



Auf dem Weg nach Kairo besuchen wir eine Vielzahl an beeindruckenden, Jahrtausende alten Bauwerken. Darunter Karnak, das Tal der Könige, Saqqara und natürlich Gizeh.


Geschichten in Stein, Habu Tempel Tal der Könige

Mit Decke, Farbe und allem drum und dran, Tempel von Dendera


Der Pharaoh lässt grüßen
Nilgärten


Vielerorts ist es unfassbar wie gut die bis zu 5000 Jahre alten Bauwerke erhalten sind. So strahlen die Königsgräber immernoch in leuchtenden Farben, einige Tempel sind sogar noch mit Dach erhalten und die Pyramiden sind wie vor tausenden von Jahren kilometerweit als Wahrzeichen zu erkennen. 

Stufenpyramide von Saqqara

Bei den Pyramiden vorbeigedüst, Dahschur

Ein Grabräuber! , Pyramide von Dahschur

Pyramiden von Gizeh


In Kairo nehmen die sensationellen Sehenswürdigkeiten noch kein Ende und weiter geht es mit einem halben dutzend Moscheen, Kirchen und der wunderschönen Altstadt. In Kairo treffen wir auch wieder Gilles, ein auf einer BMW reisender Belgier. Zusammen mit ihm haben wir bereits die Fährüberfahrt nach Ägypten gemeistert und werden nun die restliche Zeit in Ägypten zusammen mit ihm reisen.


Kairo von oben
Hinterhöfe Kairo´s

Al Azhar Moschee, Kairo
Von Kairo geht es zuerst in Richtung Westen unter dem Suezkanal hindurch auf den Sinai. Eine kleine Sensation, unser erster und letzter Tunnel in Afrika. Durch die angespannte Situation auf dem Sinai ist ein durchqueren nicht möglich und wir müssen die Halbinsel komplett umrunden. Im Osten des Sinai legen wir in Dahab drei Tage Strandurlaub am Roten Meer ein, gehen Schwimmen, Schnorcheln, Tauchen und lassen die Seele baumeln.


Badeurlaub, Dahab Rotes Meer

Nach rund einem Monat in Ägypten bleibt uns die Wahl zwischen einer Fähre direkt nach Jordanien oder dem Umweg über Israel. Nach unserer letzten Bootsfahrt sagen wir uns, alles nur keine Fähre und nehmen wohlkalkulierend den Umweg über Israel, mit stundenlangen Sicherheitschecks in Kauf.

Gemessen an den Touristenattraktionen ist Ägypten wohl eines der reichsten Länder der Erde. Dicht gedrängt finden sich über das ganze Land verteilt unglaublich faszinierende Tempel, Pyramiden, Gräber und viele weitere Monumente. Nicht weniger beeindruckend sind die Wüsten, Landschaften und das Niltal. Ganz zu schweigen von dem Roten Meer als weiterer Touristenmagnet mit einzigartiger Unterwasserwelt. Ebenso ist das Land reich an Kultur mit wunderschönen Märkten, Kaffeestuben und gutem Essen. Es finden sich mindestens ein dutzend Dinge die man einmal im Leben gesehen haben sollte.

Trotz all dieser tollen Dingen können wir Ägypten nicht ungetrübt genießen und es will uns nicht so richtig ans Herz wachsen. Zu oft finden wir uns fernab jeder afrikanischer und arabischer Gastfreundlichkeit und fühlen uns teilweise sogar unwillkommen. Man hat oft das Gefühl als wandelnde Dollarnote gesehen zu werden und das einzige Ziel ist es, einem so schnell wie möglich so viel Geld wie möglich aus der Tasche zu ziehen. Das Verlangen des zehnfachen Preises für Alltagswaren ist normal, unser bestes Angebot war das Vierzigfache für ein Glas Fisch. Nach einiger Zeit verlieren wir die Lust, auch nur nach Preisen für Kleinigkeiten wie Tee und Kaffee zu fragen und ziehen einen stressfreien Schluck Leitungswasser vor. Ebenso passiert es nicht selten, dass wenn Waren dankend abgelehnt werden aggressiv und beleidigend darauf reagiert wird.

Wir gewinnen den Eindruck als sei Ägypten zu reich an Touristenattraktionen als dass es mit Gastfreundlichkeit und Service Touristen anlocken müsste. An der sehr guten touristischen Infrastruktur sieht man auch noch, von welchen Heerscharen an all-inclusive Touristen und Kreuzfahrt Passagieren Ägypten zu besseren Zeiten überrannt wurde. Mit der Revolution im Jahr 2011 und den folgenden politischen Instabilitäten ist der Tourismus jedoch schlagartig eingebrochen und liegt noch immer komplett am Boden. Ganze Urlaubsorte sind zu Geisterstädten verkommen, viele Hotels geschlossen und Touristenattraktionen wie ausgestorben. Leider scheinen viele Ägypter zu stolz zu sein um dieser Tatsache ins Auge zu blicken, dass es nun notwendig ist um Touristen zu kämpfen und lassen lieber die verbleibenden Touristen ihren Unmut deutlich spüren.

Ebenso nervig sind überbordende Bürokratie, starke Militärpräsenz sowie zu viele Polizisten mit übersteigertem Ego und wenig Kompetenz. Ständig findet man sich in Straßensperren und Passkontrollen wieder, an jeder Ecke steht Militär mit großen Gewehren und nicht einmal die Touristenpolizei erachtet es als notwendig minimalste Freundlichkeit an den Tag zu legen oder ein Wort Englisch zu sprechen. Trotz der angespannten Lage im Land und der Wahlen zeigten sich jedoch keine Sicherheitsprobleme für uns.
Auf der ganzen Welt neigen junge Männer mit zu viel Energie und Hormonüberschuss zu seltsam anmutenden Verhaltensweisen. Ägyptische Männer beweisen jedoch ganz besonderes Geschick in diese Disziplin und können schon kaum davon ablassen unsere Nerven zu strapazieren wenn Sabrina und ich zusammen unterwegs sind. Ist Sabrina dann jedoch alleine unterwegs wird jede Scheu abgelegt und Verhaltensweisen, welche eher für Nachtclubs mit rot-leuchtenden Namensschildern typisch sind bleiben keine Seltenheit.

Trotz dieser kleineren Ärgernisse zeigt sich Ägypten uns als faszinierendes Land mit einzigartigen Sehenswürdigkeiten. Vor allem wenn man schon länger in Afrika unterwegs ist kennt man diese Hürden des Alltags zu gut und bahnt sich recht schnell seinen Weg.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen