Donnerstag, 10. Juli 2014

Mal kurz nach Israel


Route:
Taba (Ägypten), Eilat (Israel)

Dauer:
15.06.2014 von 10 Uhr bis 17 Uhr

Highlight:
Das macht ja Sinn


Von der Nasser Fähre noch immer traumatisiert entscheiden wir uns für den Landweg durch Israel nach Jordanien. Wir sind uns der strengen Grenzkontrollen wohl bewusst, wollen jedoch um jeden Preis die Fähre vermeiden. So werden wir zuerst ein kurzes Gastspiel in Israel geben, einige Stunden später nach Jordanien verschwinden, bevor wir fünf Tage später wieder nach Israel zurückkehren um das Land zu erkunden.

Mit Israel in Sichtweite gilt es nun endgültig „Tschüss Afrika“ zu sagen. Fast zwei Jahre auf dem schwarzen Kontinent mit unzähligen Erfahrungen liegen hinter mir und viele tausend Kilometer auf afrikanischen Straße haben Sabrina und ich zusammen gemeistert. Mit einem tränenden Auge sagen wir „Tschüss“, doch mit einem lachenden Auge freuen wir uns auch schon auf zu Hause.

Für unseren Grenzübertritt von Ägypten nach Israel brechen wir extra früh morgens auf um es auch sicher am selben Tag über die Grenze nach Israel zu schaffen. 
Gegen 10 Uhr treffen wir in Taba an der Grenze ein. Schon beim „Auschecken“ aus Ägypten stellen wir fest, da sind heute aber welche hochmotiviert. Für ägyptische Verhältnisse wird der Sicherheitscheck sehr gründlich durchgeführt. Tankrucksack und Seitentaschen werden durchleuchtet, die Koffer geöffnet und überprüft ob wir zuoberst eine Bombe liegen haben, die große Gepäckrolle hingegen scheint als ungeeignet für den Waffentransport oder Drogenschmuggel und muss nicht überprüft werden. Nach etwas mehr als einer halben Stunde ist auch der Papierkram erledigt und wir dürfen zur israelischen Seite weiterziehen.

Hier stehen wir zuerst einmal vor verschlossenen Toren und es werden auch nicht wirklich Anstalten gemacht uns einzulassen. Momentan befinden wir uns noch auf neutralem Gebiet, lässt Israel uns durchs Tor fahren, haben sie uns an der Backe, da Ägypten uns die Rückkehr verweigern wird. Alles mutet etwas seltsam an. Zuerst werden unsere Ausweise vorab geprüft. Nach einer halben Stunde wird uns mitgeteilt wir dürften nun durch das Tor schreiten, das Motorrad müsse jedoch draußen bleiben. Auf Nachfrage bekommen wir fadenscheinige Erklärungen. Die Grenze sei offiziell für Fahrzeuge geschlossen, es sei kein Personal vorhanden um unser Motorrad zu überprüfen, da Ägypten keine Fahrzeuge hineinlasse würde es Israel auch nicht tun. Auch Verhandeln und Diskutieren scheint nichts zu bewegen, uns wird angeboten entweder die nächsten Tage an der Grenze zu warten bis diese geöffnet werde oder zurück zu fahren und die Fähre nach Jordanien zu nehmen. 

Ratlos neben dem Motorrad stehend bittet uns ein ägyptischer Offizier in sein Büro und möchte uns helfen. Zuerst erklärt er uns die Situation. Vor rund einem Monat habe es eine Flut gegeben wobei die gesamte Grenzstation überschwemmt und teilweise beschädigt worden sei. Die ägyptische Seite sei noch immer mit Reparaturen beschäftigt und noch nicht in der Lage Fahrzeuge abzufertigen und könne diese daher nicht hineinlassen. Es sei jedoch geplant die Grenze die nächsten Tage wieder für Verkehr zu öffnen. 
Vermutlich ist das auch nur die halbe Wahrheit und wir befinden uns soeben in Mitten eines politischen Kindergartens und ein Machtspielchen wird gerade auf unserem Rücken ausgetragen.
Es scheint als habe der ägyptische Offizier wirklich Mitleid mit uns und wolle uns helfen. Er tätigt mehrere Anrufe auf die israelische Seite, erklärt, verspricht, verhandelt und schafft es. Die Israelis geben grünes Licht, wir dürfen das Tor passieren. Eine wirklich tolle letzte Begegnung für Ägypten, ohne diesen hilfsbereiten Offizier hätten wir diese Grenze an diesem Tag mit Sicherheit nicht mehr passiert.

Schon auf den ersten Blick ist uns klar, an dieser Grenze wird nicht gescherzt. An jeder Ecke junge Männer mit Maschinengewehren und Finger am Abzug. Vermutlich zu recht ist dies eine der am besten bewachten Grenzen weltweit.
Genauso ernsthaft werden auch wir und unser Gepäck überprüft. Das gesamte Gepäck wird durchleuchtet, die Koffer komplett durchsucht und das Motorrad in einer Garage separat überprüft.

Weiter geht es mit uns selbst. Bereits am Ausweisschalter finde ich mich sogleich in einem kleinen Verhör wieder und eine wohl psychologisch geschulte junge Dame fühlt mir auf den Zahn. Unsere Ausweise werden eingesackt und wir werden gebeten Platz zu nehmen.
Eine halbe Stunde später werde ich zu einem weiteren Gespräch ins Hinterzimmer gebeten. Mir wird erklärt ich würde nun routinemäßig befragt, anschließend würden die Daten im Zentrum überprüft und eventuell kämen nochmals Fragen zurück. Auch dieses Verhör wird nicht weniger professionell geführt und man wird im übertragenen Sinn komplett ausgezogen. Besonders großes Interesse gilt unserer Reise durch das Territorium des Erzfeind Sudan. Es geht soweit, dass ich meine E-Mail Adressen und Telefonnummern aufschreiben muss, selbst wenn ich diese seit Jahren nicht mehr genutzt habe.
Nach einer halben Stunde ist das Gespräch geschafft, die Daten werden zur Überprüfung an die Zentrale weitergeleitet und ich darf wieder Platz nehmen um auf das Ergebnis der Überprüfung warten. Datenschutz hin oder her ist das Überprüfen von E-Mails und Telefonaten wahrscheinlich nur der Anfang, in gleicher Weise werden vermutlich auch Kreditkartendaten und Fluglisten durchsucht.
Zwei Stunden tut sich nichts, dann bekommt Sabrina ihren Pass mit dem ersehnten Stempel zurück und ist frei. Ich habe es noch nicht ganz geschafft und werde zu einem dritten Gespräch geladen. 
Obwohl ich mich erst wenige Tage zuvor rasiert hatte, scheine ich richtig böse zu wirken. Sabrina musste sich keiner einzigen Frage stellen, ich befinde mich mittlerweil im dritten Verhör.
Diesmal liegt der Fokus auf Uganda. Zu allem möglichen werde ich befragt. Namen und Daten meiner Organisation werden notiert, man erkundet sich nach meinen Tätigkeiten und Aufgaben. Ebenso werde ich zum Alltagsleben befragt. Ich versuche mich schon zu erinnern, aber die Frage nach meinen täglichen Mahlzeiten bleibt mir dann doch erspart.
Nach einer weiteren Überprüfung durch die Zentrale bekomme dann auch ich endlich meinen Stempel.
Nun müssen wir nur noch kurz eine Versicherung kaufen, das Motorrad durch den Zoll bringen und schon sind wir in Israel.
Mittlerweile ist es auch schon 17 Uhr und nach sieben Stunden an der Grenze freuen wir uns sehr wieder auf freiem Fuß zu sein.

Ein Grenzübertritt nach Israel ist wirklich zeitintensiv, bei weitem jedoch nicht so ärgerlich wie viele andere in Afrika. Es gibt ein System hinter dem Ganzen, man wird informiert was vor sich geht und piepende Metalldetektoren erregen auch wirklich Aufmerksamkeit. Ebenso komisch, die Grenzbeamten sind doch tatsächlich zum Arbeiten da und wissen
was sie tun. Kurz gesagt, das ganze macht Sinn.

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