Freitag, 11. Juli 2014

Grenzalltag

Ich habe einen Kulturschock, komme mit dem Alltag nicht mehr klar.

Schon bei der Arbeit der israelischen Grenzbeamten wundere ich mich „das macht ja Sinn“. Verkehrsampeln dienen nicht nur der Dekoration und sogar auf dem Markt gibt es Preisschilder. Irgendwas stimmt da nicht, hört sich sehr stark nach Zukunftsmusik aus einem Science-Fiction Film an. Der eine Tag in Israel bringt mich psychisch an meine Grenzen. Zum Glück deutet Sabrina die Symptome richtig, erkennt den Ernst der Lage und handelt. Die Weltkarte sicher im Kopf schätzt sie die jordanische Grenze nur 25 km entfernt und ist sich voller Optimismus sicher „Fabian das schaffen wir“.

Auf dem Weg dorthin bin ich noch skeptisch, doch schon bald ist durchatmen angesagt. Hier wird wenigstens wie in Afrika noch Spaß verstanden. An der jordanischen Grenze angekommen müssen wir zuerst an Fenster 2 Pass stempeln lassen, dann weiter zu Büro 3 um das Motorrad einzuführen. 
Dort werden die Motorradpapiere das erste mal in einen Computer eingetippt und ein Vordruck wird mit Stempel Nummer 1 versehen. Von dort geht es weiter zu Tür 7 Stempel Nummer 2 abholen. Gemäß dem üblichen Ablauf steht als nächstes Büro 5 auf dem Plan, von wo wir ein jordanisches Nummernschild bekommen sollen. Dort ist man jedoch einstimmig der Meinung, unser ugandisches sei doch viel schöner. Auch gut, jedoch scheint eine schwere Frage die lieben Grenzbeamten zu plagen und ich werde umgehend ins Büro des Chefs gebracht. In ernstem Ton werde ich gefragt „Besitzen Sie eine Reisegenehmigung?“ kleinlaut Antworte ich „Nein, habe ich nicht“. Dann sei ja alles in Ordnung, ich könne fortfahren. Also wieder zurück zu Büro 3, nur noch Daten in PC Nummer 2 eintippen und schon bin ich entlassen.
Wir wundern uns noch, dass niemand unsere nicht vorhandene Versicherung sehen wollte. Da jedoch überall auf der Welt „safety first“ gilt, mache ich mich auf die Suche nach einer Versicherung. Gleich im Gebäude nebenan gefunden, abgeschlossen und bezahlt, weist mich der freundliche Herr darauf hin, mir fehle noch ein weiterer Stempel vom Zoll.
Also nochmal zurück zu Büro 3 um nach Stempel Nummer 3 zu fragen. Für diesen Stempel ist nun jedoch Schalter 5 zuständig. Die freundliche Dame die ich dort vorfinde hat auch genau den Stempel nach dem ich suche. Es muss auch nur noch eine Märchensteuer bezahlt werden, ganz fix werden die Papiere nochmals in PC Nummer 3 eingetippt, mein Zettelchen mit Stempel Nummer 3 vervollständigt, dasselbe eingesackt und mir als Entschädigung ein neues Blatt Papier in schönster arabischer Schrift ausgehändigt. Man wünscht uns noch gute Fahrt und „schon“ ist der Papierkram erledigt.

Nun endlich wieder in gewohnter Umgebung schwingen wir uns tiefenentspannt aufs Moped. Auf den 300 m bis zum Schlagbaum müssen jetzt nur noch zweimal die Pässe und einmal die Motorraddokumente vorgezeigt werden und so flott ist man schon offiziell in Jordanien.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen